Schluss mit Freiluft-Konzerten: Das Brauhaus ist zur Stille verdammt
Lärmgutachten beendet Freiluft-Konzerte am Donnerstag. Wirt Hubinger ärgert sich, ISG warnt vor Verödung
Barmen. Die Freiluft-Konzertreihe des Brauhauses in der Barmer Innenstadt ist zu laut - das hat das Gutachten, das Wirt Richard Hubinger selbst in Auftrag geben musste, bestätigt. Die Konsequenz: Die Stadt hat die Erlaubnis kurzfristig zurückgezogen. Damit müssen Musikfans die Konzerte von Flieger (4. September) und 12 Feet Over (11. September, jeweils ab 18 Uhr) im Brauhaus sehen.
Eine Situation, die den Brauhaus-Chef maßlos ärgert: „Wie kann ich das gut finden?“ Denn das Verbot kostet ihn vor allen Dingen viel Geld. Die Anlage, die den Biergarten beschallt, ist für eine Innenveranstaltung überdimensioniert, muss jetzt aber trotzdem bezahlt werden. Auch die Lärmschutzwände gehen ins Geld, und ob genauso viele Gäste zur Party im Brauhaus kommen, weiß er auch noch nicht.
Natürlich störten sich Anwohner an der Lautstärke. Aber das waren relativ wenig, wie es aus dem Rathaus heißt. Das Presseamt bezeichnet die Situation „bedauerlich“, Ordnungsamts-Leiter Michael Wolff findet das Engagement des Wirtes Hubinger löblich, aber die Bedürfnis der Anwohner ebenso schützenswert. Das Todesurteil für das Fest waren dann eben nicht die wenigen Beschwerden, sondern ein Gutachten.
Der Lärmexperte sieht keine Chance, ein Konzert zu veranstalten, das dem NRW—Freizeitlärmerlass entspricht. Das sieht 65 Dezibel für den Bereich vor — so laut ist das Gespräch einer Gruppe. Und da musste das Ordnungsamt wohl oder übel einschreiten. „Es ist keinem geholfen, wenn jemand vor dem Verwaltungsgericht klagt“, sagt Wolff. Denn dann stünden weitere Veranstaltungen auf Kippe.
Und diese Magnete brauche Barmen, sagt Thomas Helbig von der ISG Barmen: „Wollen wir in einer toten Betonwüste leben?“ Die ganze Situation ist aus Helbigs Sicht „ganz unglücklich.“ Das Engagement des Brauhaus-Chefs für die Barmer Musikreihe belebe nun einmal den Stadtteil. „Und das ermutigt Menschen, hier hin zu ziehen, weil hier Leben ist.“
Helbig glaubt nicht, dass es sonderlich viele Beschwerden hinsichtlich der Musik gab, das Ordnungsamt spricht von „relativ wenigen“. „Es kann doch nicht sein, dass wir das Interesse Einzelner über das von Hunderten stellen, die zu den Konzerten gehen.“ Besonders, weil die Konzerte nicht nachts um 3 Uhr endeten, sondern für eine Innenstadt um 22 Uhr noch vergleichsweise früh.
“ Das WZ-Mobil wird am Freitag, 5. September, um 14 Uhr vor dem Brauhaus stehen, um mit Ihnen zu diskutieren.