Auslands-BAföG rechtzeitig beantragen
Hamburg (dpa/tmn) - Viele Studenten würden gerne ein Semester im Ausland verbringen. Eine finanzielle Hilfe ist dabei das Auslands-BAföG. Ein Antrag lohnt sich immer: Selbst wer im Inland nicht gefördert wird, kann auf einen Zuschuss von Vater Staat hoffen.
Studiengebühren, Reisekosten, Lebensunterhalt: Ein Semester in den USA oder Großbritannien kommt Studenten teuer zu stehen. Der Staat fördert solche Aufenthalte aber mit dem Auslands-BAföG. „Einen Antrag zu stellen, lohnt sich“, sagt Elisabeth Diederich vom Studierendenwerk Hamburg. Denn im Ausland gelten höhere Bedarfssätze beim BAföG. Selbst wer im Inland wegen des Einkommens der Eltern leer ausgeht, könne im Ausland gefördert werden. Studenten prüfen deshalb besser vorab, ob ihnen während des Studienaufenthalts BAföG zusteht. „In jedem Fall probieren“, rät Diederich.
Gefördert werden nicht nur Studenten. Auch Schüler, die für ein Schulhalbjahr an eine amerikanische High School gehen, können in den Genuss einer Förderung kommen. Das gilt ebenfalls für Praktikanten, die mindestens für zwölf Wochen im Ausland arbeiten. Für Studenten gelte in der Regel eine Mindestdauer von sechs Monaten oder einem Semester als Förderkriterium, erklärt Diederich.
Ansprechpartner für einen Auslandsaufenthalt sind die Studentenwerke. Dabei ist jedem Land ein Amt für Ausbildungsförderung zugeordnet. Wer zum Beispiel nach Spanien will, wendet sich an das Studentenwerk Heidelberg. Die Mitarbeiter des Studentenwerks Chemnitz-Zwickau helfen bei allen Fragen zu Russland, und für China ist das Studentenwerk Oldenburg zuständig.
Nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben 2008 rund 103 000 Deutsche im Ausland studiert. Besonders beliebt ist den Angaben zufolge Österreich. Mehr als 20 000 Studenten zieht es jedes Jahr für ein Semester dorthin. „Das Land hat mit mehr Studienplätzen geworben“, sagt Udo Kleinegees vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden. Das zahle sich nun aus. „Die Beliebtheit hängt aber sicherlich auch mit der Sprache zusammen.“ Auf Platz zwei folgen die Niederlande, dann kommen Großbritannien und die Schweiz. Außerhalb Europas studieren die Deutschen am liebsten in den USA.
Die Höchstfördersumme für ein Semester im Ausland hängt vom Reiseziel ab. Denn zusätzlich zu einem Sockelbetrag von maximal 732 Euro im Monat werden außerhalb der EU Zuschläge für die Lebenshaltungskosten gewährt. Diese fallen je nach Land unterschiedlich aus, erläutert Stephanie Schneider vom Bundesbildungsministerium in Berlin. „Der Betrag schwankt zwischen null Euro in Mexiko und 209 Euro in Japan.“
Praktikanten erhalten keinen Zuschlag. Sie bekommen lediglich den Sockelbetrag. Schüler bekommen maximal 465 Euro. Das BAföG-Amt übernimmt ebenfalls Reisekosten: Außerhalb Europas werden für eine Hin- und Rückfahrt je 500 Euro gezahlt, innerhalb Europas je 250 Euro. Erstattet werden außerdem bis zu 4600 Euro für Studiengebühren.
Die Summe wird bei Studenten und Praktikanten wie bei der Inlandsförderung zur einen Hälfte als Zuschuss und zur anderen als zinsloses Darlehen gewährt. Eine Ausnahme ist der Zuschlag für die Studiengebühren. Dieser werde komplett als Zuschuss gewährt, erklärt Schneider. „Die Förderung von Schülern wird ebenfalls komplett als Zuschuss gewährt und muss nicht zurückgezahlt werden.“
Ob das Fördergeld im Ausland reicht, ist die Frage. Das Bundesbildungsministerium errechnet den BAföG-Satz alle zwei Jahre neu. Ziel sei es, den Bedarf des „Durchschnittsstudenten“ zu decken, sagt Schneider: „Mit der jetzigen Fördersumme kann man gut im Ausland leben.“ Das sieht nicht jeder so: Die Beiträge seien „eher niedrig“, findet Diederich. „Vor allem, wenn man bedenkt, das manche Universitäten in den USA Studiengebühren von 30 000 Euro und mehr verlangen.“ Es sei gut vorstellbar, dass die hohen Kosten im Ausland junge Menschen aus Arbeiterfamilien abschrecken, meint auch Kleinegees: „Im Ausland gibt es einige Extrakosten. Mit dem Fördersatz komme ich allein nicht zurecht.“
Kommen Studenten im Ausland mit dem Geld nicht hin, dürfen sie sich immerhin kleinere Nebenjobs haben, ohne Einbußen bei der Förderung zu riskieren. Bis zu 4800 Euro könne man in einem Jahr hinzuverdienen, ohne dass es Abzüge beim BAföG-Satz gibt, erklärt Schneider. Im Monat macht das einen Hinzuverdienst von 400 Euro.
Informationen: Die gebührenfreie Bafög-Hotline +49 800 2236341 ist montags bis freitags von 8.00 bis 20.00 Uhr zu erreichen.