Bei Verdacht auf Alkoholkrankheit Kollege ansprechen
München (dpa/tmn) - Den Kollegen entgeht es meist nicht, wenn jemand am Arbeitsplatz nach Alkohol riecht und seine Aufgaben nicht mehr zuverlässig erledigt. Sie sollten dann rechtzeitig ein offenes Gespräch suchen.
Mitarbeiter sollten den Kollegen auf sein Trinkverhalten ansprechen. „Viele schauen weg, wenn ein Angestellter Alkoholprobleme hat“, sagt Stephan Weiler von der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin. Es ist ihnen unangenehm, oder sie wollen dem anderen keine Probleme machen. Doch das sei falsch verstandene Solidarität. Wenn Mitarbeiter Betroffene decken, verhindern sie, dass sie frühzeitig etwas gegen ihre Sucht unternehmen.
Um den Kollegen anzusprechen, warten sie am besten eine Situation ab, in der sie in Ruhe unter vier Augen mit ihm reden können. Dann können sie etwa sagen: „Du hast ein Problem! Mir ist zum wiederholten Mal aufgefallen, dass Du nach Alkohol riechst“, rät Weiler.
Mitarbeiter sollten sich in der Situation darauf gefasst machen, dass der Kollege alles abstreiten wird. Es dauere sehr lange, bis Alkoholkranke sich ihren Missbrauch selbst eingestehen. Ausreden wie „Ich habe nur Pralinen mit Alkohol gegessen“ oder „Das ist ein Medikament mit Alkohol, das ich nehmen muss“ seien ganz normal. Indem Kollegen ihn ansprechen, erhöhe sich jedoch der Druck auf den Betroffenen, seinen Alkoholkonsum zu überdenken. Im besten Fall sucht er sich dann Hilfe. Ändert sich sein Verhalten auch nach dem Gespräch nicht, sollten Kollegen den Vorgesetzten informieren.