Wie werde ich...? Böttcher

Berlin (dpa/tmn) - Böttcher ist einer der ganz alten Handwerksberufe - heute recht unbekannt. Die Auftragsbücher der wenigen Werkstätten in Deutschland sind jedoch gut gefüllt. Wer Böttcher wird, entscheidet sich für einen abwechslungsreichen und anspruchsvollen Beruf.

Man sieht Denis Merten an, dass er mit den Händen arbeitet. Der große Mann mit dem rasierten Kopf ist kräftig gebaut, seine dunkle Lederschürze hat Löcher, der Kapuzenpulli ist staubig. „So ein Hammer wiegt zehn Kilo“, sagt er. Dem 42-Jährigen gehört die Böttcherei Messerschmidt im brandenburgischen Neu-Zittau. Böttcher verarbeiten Holz zu Fässern, Kübeln, Ziergefäßen und Bottichen. In manchen Regionen nennt man sie auch Büttner, Fassküfer oder Schäffler.

Es ist ein alter Beruf, den heute viele Menschen gar nicht mehr kennen - dabei sind Böttcher und ihre Handwerkskunst gefragt. In Mertens Werkstatt stehen zwischen Fassböden und Metallreifen halbfertige Holzgefäße in verschiedenen Größen. „90 Prozent machen wir für die Industrie, für Wein und Spirituosen“, erzählt Merten. Er baut auch Fässchen für Essiggurken, die in vielen großen Supermärkten stehen.

Kräftige Muskeln und handwerkliches Geschick sind nicht alles, was ein Böttcher braucht. Während der dreijährigen dualen Ausbildung lernen die Lehrlinge in der Berufsschule zum Beispiel auch technisches Zeichnen, Werkstoff-, Werkzeug- und Maschinenkunde sowie Englisch, denn Kunden haben die deutschen Fassbauer auch im Ausland.

Die Böttcherei Messerschmidt gibt es seit 1843. „Das ist wirklich altes Handwerk im besten Sinne des Wortes mit einer langen Tradition“, sagt Andreas Pieper vom Bundesinstitut für berufliche Bildung (BIBB). Obwohl der Verband der deutschen Fass- und Weinküfer nur 22 holzverarbeitende Betriebe auflistet und es nach BIBB-Angaben gerade einmal sechs Lehrlinge in Deutschland gibt, sei es wichtig, dass weiterhin ausgebildet werde.

Die Nachfrage nach sorgfältig hergestellten Holzfässern ist groß. „So viele Fässer wie in den letzten Jahren haben wir noch nie gemacht“, erzählt Andreas Aßmann, dessen Familienbetrieb vom unterfränkischen Eußenheim Weingüter im In- und Ausland beliefert. Die Ansprüche der Winzer seien heute höher als noch vor 20 Jahren.

Das Holzfass ist zurück: „Das hat eine Renaissance“, sagt Jürgen Wörthmann, Verbandschef des Fass- und Weinküferhandwerks. Auch wenn es nur noch wenige Böttcher in Deutschland gebe, sei der Beruf attraktiv, ist Wörthmann überzeugt. „Es gibt Betriebe in München, die machen überwiegend Bierfässer, und in Hamburg, die machen hauptsächlich Tonnen für Fische. Die Vielfalt ist schon sehr groß.“

Wer Böttcher werden will, braucht einen Hauptschulabschluss. Da es nur so wenige Lehrlinge gibt, gehen sie gemeinsam in die Berufsschule - und zwar in Österreich, in der niederösterreichischen Landesberufsschule Pöchlarn.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit schwanken die Einkommen regional. Als Orientierung wird ein Bruttolohn zwischen 15,37 und 16,50 Euro pro Stunde angegeben. Auch die Bezahlung der Lehrlinge kann unterschiedlich sein. Die Bundesagentur für Arbeit nennt 390 Euro für das erste, 515 Euro für das zweite und 590 Euro für das dritte Ausbildungsjahr.

Denis Merten hat keinen Lehrling. Er kann sich aber vorstellen, dass sein Sohn die Böttcherei Messerschmidt einmal übernimmt. Der ist zwölf Jahre alt und interessiert sich für den Beruf seines Vaters. „Ich werde ihn nicht abhalten“, sagt Merten lächelnd.