Berufstätige Frauen auf dem Vormarsch
Berlin (dpa) - Immer mehr Frauen sind hierzulande berufstätig. Doch in den Führungsetagen der Wirtschaft sind sie noch selten. Die Aufstiegschancen weiblicher Beschäftigter sind im Vergleich zu den männlichen Konkurrenten einfach schlechter, wie eine Studie ergab.
Die Beschäftigung von Frauen ist in Deutschland auf einen Rekordwert gestiegen. Im Jahr 2011 waren fast 72 Prozent der Frauen zwischen 15 und 64 Jahren in Arbeit - allerdings immer häufiger in nicht-karrierefördernder Teilzeit. Das geht aus einer neuen Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.
„Arbeit ist weiblicher geworden“, sagte dazu IW-Direktor Michael Hüther. Für ihn sind die Frauen „die Gewinner am Arbeitsmarkt“. Nach der IW-Studie sind lediglich 14 Prozent der Frauen in Teilzeit, weil sie keine Vollzeitstelle fanden. Die große Mehrheit wähle aus persönlichen Gründen einen Teilzeitjob. Grundsätzlich haben Beschäftigte einen Anspruch auf Teilzeit, wenn nicht betriebliche Gründen dagegen sprechen.
Insgesamt übertraf die Frauenerwerbsquote in Deutschland deutlich den Mittelwert der EU-Länder von zuletzt 64,9 Prozent. Höhere Beschäftigungsquoten als hierzulande gab es nur noch in den skandinavischen Ländern - etwa mit 77,7 Prozent beim Spitzenreiter Schweden. Die Zunahme der Erwerbstätigenquote von Frauen verlief in Deutschland laut IW dabei überaus dynamisch: Im Jahr 2000 waren laut IW erst 63 Prozent der Frauen in Deutschland erwerbstätig, im EU-Durchschnitt 60,1 Prozent.
Hüther räumte ein, dass Frauen grundsätzlich schlechtere Aufstiegschancen hätten als Männer: Gründe dafür seien etwa Erwerbsunterbrechungen wegen Kindererziehung oder aber häufig die Arbeit in Teilzeitjobs. Spitzenjobs seien erfahrungsgemäß nur schwierig „im Tandem zu organisieren“. Nach IW-Zahlen sind nur drei von zehn Führungspositionen in den Unternehmen mit Frauen besetzt.
Entgegen anderslautenden Darstellungen beträgt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland laut IW nur zwei Prozent, sofern Faktoren wie Bildung, Alter, Dauer der Betriebszugehörigkeit, Unternehmensgröße und Berufserfahrung berücksichtigt werden. Hüther: „Vor allem familienbedingte Auszeiten vergrößern die Verdienstunterschiede.“ Gerade Deutschland zähle zu jenen Ländern, in denen es keinen Hinweis „auf ungerechtfertigte Ungleichbehandlung von Frauen in Lohnfragen gibt“.
So führe eine Auszeit von drei Jahren oder mehr zu einem durchschnittlichen Lohnabstand für Frauen von fast zwölf Prozent. Bei maximal 18 Monaten seien es dagegen nur jene zwei Prozent im Schnitt. Nicht-bereinigte Erhebungen kommen zu anderen Ergebnissen: So lag der Bruttostundenverdienst von Frauen 2011 laut Statistischem Bundesamt im Mittel um 22 Prozent unter dem von Männern. Nach anderen Erhebungen liegt die Lohndifferenz sogar bei 25 Prozent.