Christ, Tod und Bär: Wenn Nachnamen zum Beruf passen

Bremen (dpa) - Die Berufswahl war Zufall, doch der Name passt. Im Zoo arbeitet Herr Bär, bei den Schwimmbädern Frau Baden. Das sorgt für Lacher und Irritationen. Der Name kann aber auch ein Vorteil sein.

Christ, Tod und Bär: Wenn Nachnamen zum Beruf passen
Foto: dpa

Das Namensschild von Marcus Christ ist begehrt - vor allem bei Amerikanern. Schon öfter musste er eins als Souvenir bei Einsätzen verschenken. Der 47-Jährige arbeitet als Militärpfarrer bei der Marine. Sein Nachname könnte kaum passender sein. Auch Hans Tod bekommt viel Aufmerksamkeit. Regelmäßig fotografieren Leute sein Firmenschild: eine Friedhofsgärtnerei. Das ist zumindest unverwechselbar, meint der 55-Jährige.

Militärpfarrer Christ und Friedhofsgärtner Tod sind in guter Gesellschaft. Dass der Name von jemandem in einem Bezug zum Beruf steht, kommt immer wieder vor. Natürlich ist das Zufall - aber ein schöner, wie Holger Scharlach meint. Er arbeitet beim Niedersächsischen Landesgesundheitsamt. „Manchmal stockt dem Anrufer schon der Atem, wenn ich mich melde“, erzählt der 41-Jährige. Er empfindet seinen Namen aber eher als Vorteil. „Die Leute können sich den dadurch besser merken.“

Hans Tod hat unter seinem Namen schon gelitten. In der Schule wurde der Bremer deshalb gehänselt. Jetzt findet er ihn praktisch und gut fürs Geschäft. „Das hört man einmal und vergisst es nicht wieder.“ Martina Baden, Geschäftsführerin bei den Bremer Bädern, erntet oft Ungläubigkeit. „Die meisten fragen nach, ob sie meinen Namen richtig verstanden haben. Dann ist das Eis aber auch gebrochen.“

Ähnlich geht es Sebastian Bär. Er arbeitet in der Pressestelle vom Zoo in Hannover. „Erstaunlicherweise schreiben viele Leute meinen Namen falsch. Sie kommen nicht darauf, dass ich tatsächlich so heiße.“ In seiner Familie ist er nicht der einzige, dem es so geht. Seine Frau heißt mit Nachnamen Hasemann-Bär - und ihr Beruf? Sie schreibt für das Fachblatt „Land & Forst“.

Wer unzufrieden mit seinem Namen ist, hat es in Deutschland schwer. Denn wer diesen ändern will, muss unter anderem mit psychologischen Gutachten beweisen, wie sehr er unter seinem Namen leidet. Expertisen dieser Art erstellt zum Beispiel das Leipziger Prof. Udolph Zentrum für Namensforschung. Häufig kommt das nach Angaben von Namensforscher Marko Meier aber nicht vor. „Man identifiziert sich ja doch mit seinem Namen. Er ist auch ein Teil Familiengeschichte.“ Schließlich sind viele Nachnamen mehrere Hundert Jahre alt.

Im 12. bis 13. Jahrhundert sind die Nachnamen langsam in den großen Städten in Deutschland aufgekommen, weil Vornamen allein nicht mehr ausreichten. „Auch damals gab es schon Namensmoden“, erläutert Meier. „Da lebten dann in einer Straße zwölf Männer namens Johannes.“ Als Nachnamen wählten die Menschen zum Beispiel den Vornamen ihres Vaters, bezogen sich auf persönliche Eigenschaften wie Haarfarbe oder Größe, ihren Wohnort oder eben ihren Beruf.

Der Name von Vienna Gerstenkorn könnte so entstanden sein. Die 28-Jährige kommt von einem Bauernhof. Ihr Vater hält Mutterkühe. Früher hat die Familie auch Ackerbau betrieben. „Ich weiß aber nicht, ob unser Name daher kommt.“ In ihrem Job beim Bauernverband Landvolk sorgt er auf jeden Fall für Lacher. „Einmal rief jemand an, der Hafermehl hieß. Der dachte tatsächlich, ich will ihn veräppeln, als ich mich mit Gerstenkorn gemeldet habe.“