Das Einschreibchaos an den Hochschulen geht weiter
Berlin (dpa) - Die Startprobleme der bundesweiten Online-Studienzulassung ähneln der Pannenserie bei Einführung des LKW-Maut-Systems Toll Collect. Das Bund-Länder-Gerangel um Zuständigkeiten kommt erschwerend hinzu.
Die Probleme bei der Einführung des bundesweiten Studienzulassungssystems via Internet sind erheblich größer als bislang eingeräumt. Allenfalls 40 statt der angestrebten 300 Hochschulen werden in diesem Jahr an dem Online-Bewerbungsverfahren für die begehrten Numerus-clausus-Studiengänge (NC) teilnehmen können - und dies auch nur eingeschränkt bei Studiengängen mit nur einer einzigen Fachrichtung. Dies geht aus einem internen Sitzungsprotokoll der Stiftung Hochschulstart hervor.
Ein Grund sind zusätzliche Probleme mit veralteter Verwaltungs-Software an vielen Hochschulen. Nach bereits mehrfach erfolgten Start-Verschiebungen hatte die von Ländern und Hochschulrektorenkonferenz (HRK) getragene Stiftung Mitte Dezember in einer verklausulierten Mitteilung die Aufnahme eines „Pilotbetriebes“ zum Wintersemester 2012/2013 angekündigt - ohne allerdings genaue Zahlen zu nennen.
Das seit Jahren mangels bundesweiter Abstimmung unter den Hochschulen beklagte Einschreibchaos führt dazu, dass infolge von Mehrfachbewerbungen und Doppelzulassungen regelmäßig rund 20 000 Numerus-clausus-Mangelstudienplätze nicht besetzt werden können. Experten halten Doppeleinschreibungen doch nur dann für vermeidbar, wenn möglichst alle der infrage kommenden 300 Hochschulen an dem neuen System teilnehmen.
Der Bildungsausschuss des Bundestages wird sich am 18. Januar erneut mit den Startproblemen befassen und hat dazu Vertreter der Länder, der HRK und der Stiftung geladen. Der Bund hat für die Entwicklung des aufwendigen neuen technischen Systems bisher 15 Millionen Euro gezahlt.
In dem Protokoll der Stiftung Hochschulstart heißt es: „Ein Erreichen der (...) angestrebten Effekte (insbesondere Abgleich der Mehrfachzulassungen, Beschleunigung und Transparenz der Zulassungsverfahren) kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt für das Wintersemester 2012/2013 nicht gewährleistet werden.“ Die Probleme sind seit der ab 2003/2004 von der HRK und den Ländern massiv forcierten Auflösung der früheren Dortmunder Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) bekannt.