Ratgeber Ausbildung Das erste eigene Geld – welche Hürden Auszubildende meistern müssen
Es gibt wunderbare Gefühle im Leben. Eines davon ist, nach dem ersten Ausbildungsmonat zum ersten Mal das eigene Geld auf dem Konto zu wissen. Selbst diejenigen, die vorher schon arbeiteten, spüren in diesem Augenblick, dass das hier etwas Besonderes ist. Mit einem Mal ergibt sich eine ganz neue Situation, denn all die Sätze wie: »Wenn die erst ihr eigenes Geld verdienen ...«, laufen völlig ins Leere. Natürlich kann es sein, dass Kostgeld bei den Eltern abgegeben werden muss oder die erste eigene Wohnung bezahlt werden will, doch es bleibt dabei: Es ist das erste eigene Geld. Wichtig ist nur, die Umstellung geschickt zu bewältigen.
Nicht vom Einkommen blenden lassen
Wer noch daheim lebt, hat selbst im Falle von Kostgeld den Großteil des Einkommens zur Verfügung. Je nach Taschengeld zuvor oder dem Einkommen aus Schülerjobs ist das Auszubildendengehalt riesig. Leider ist das eine Tatsache, die allzu schnell verleitet. Wer zu Hause bei den Eltern während der Ausbildung lebt, der sollte die folgenden Tipps beachten:
- Aufteilen – das Azubigehalt wird aufgeteilt. Ein fester Betrag kommt nun monatlich zur Seite. Das ist wichtig, denn auf ihn wird später aus guten Gründen zurückgegriffen.
- Monatsbudget – der Rest wird als Monatsbudget genutzt. Azubis sollten jetzt schon schauen, dass sie Konsum und Spaß trennen. Konsum ist bei Daheimlebenden alles, was zu Kleidung, Kosmetika und eigenen Speisen zählt. Spaß ist, wonach es sich anhört: Fortgehen, Kino, Spaß haben. Zusätzlich müssen auch Fahrtkosten einkalkuliert werden.
- Nächstes Lehrjahr – das Azubigehalt erhöht sich mit jedem Lehrjahr. Ein Teil der Erhöhung sollte nun auch wieder beiseitegelegt werden, der Rest wird auf das Monatsbudget gerechnet.
Aber warum ist das notwendig? Ganz einfach, jeder Azubi möchte irgendwann zu Hause ausziehen. Es ist nur nicht damit getan, einen Mietvertrag zu unterschreiben. Gerade der erste Auszug geht mächtig ins Geld, da quasi alles neu angeschafft werden muss. Nur wenige wollen ihr Jugendzimmer mitnehmen und auch die so gern mitgegebene Aussteuer von Eltern und Großeltern ist zwar nett, aber oftmals auch nur das. Wer sich einrichten möchte, der benötigt ein gutes Sparguthaben.
Die erste eigene Wohnung – viele neue Ausgaben
Wer zur Ausbildung bereits in die erste eigene Wohnung zieht, der hat mächtige Aufgaben zu bewältigen. Es ist nie einfach, das elterliche Heim zu verlassen und was sich zuerst nach grenzenloser Freiheit anhört, das ist am Ende schwieriger, als jeder Test während der Ausbildung. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob es eine WG oder eine eigene Wohnung ist. Immer gilt:
- Kosten – es ist kein Frevel, sich anfangs naiv zu fühlen. Wohl die wenigsten Jugendlichen und jungen Erwachsenen realisieren vorab, welche Kosten bei einer eigenen Wohnung anfallen. Es ist nicht nur die Miete; es ist Strom, Telefon, Internet, eventuell Versicherungen.
- Lebenserhaltung – kurzum: Der Kühlschrank will gefüllt werden. Funktionierte das früher daheim immer durch die Hauselfen der Eltern, streiken die plötzlich. Hinzu kommen all die Ausgaben, die notwendig sind, aber ungemein ins Geld gehen: Kosmetika, Hygieneartikel, Toilettenpapier.
- Ausstattung – auch sie geht ins Geld. Wer bereits etwas angespart hat, der hat einen großen Vorteil. Einige Geräte lassen sich natürlich mitnehmen, immerhin funktioniert auch noch der Fernseher aus dem Kinderzimmer.
Wer alleine wohnt, der braucht eine gute Finanzplanung. Je nach Einkommen und Verhältnissen sollten sich Azubis auch nicht scheuen, BAföG oder andere Hilfsleistungen in Anspruch zu nehmen. Sie stehen ihnen zu. Wichtig ist, Folgendes zu machen:
- Kostenauflistung – die Fixkosten des Monats sollten aufgeführt werden. Gut ist, all die Ausgaben, die nur quartalsweise anfallen, auf die Monate umzurechnen. So bleibt der Fixbetrag monatlich gleich.
- Gegenrechnen – nun wird das Einkommen gegenübergestellt. Was übrig bleibt, ist für den Monat da.
- Sparen – ist es irgendwie möglich, monatlich noch einen Betrag zur Seite zu legen, so sollte das getan werden. Der Notgroschen ist ungemein wichtig.
Was tun bei Finanzlöchern?
Trotz der besten Planung kann es zu einem Finanzloch kommen. Eventuell ist der Laptop kaputt oder die Waschmaschine läuft nicht mehr. Nun ist guter Rat teuer, nicht wahr? Ja, aber es gibt Lösungen:
- Eltern – der erste Weg sollte immer zur Familie führen. Die wenigsten Eltern oder Großeltern sind nicht bereit, auszuhelfen. Der Vorteil: Selbst, wenn es ein Darlehen ist, ist die Familie weitaus kulanter als Banken.
- Kredite – es gibt Auszubildendenkredite. Sie belaufen sich auf geringe Summen, wobei die Höchstgrenze meist einkommensabhängig ist. Azubis auf dem Bau erhalten mehr Geld als Azubis im Friseurhandwerk. Die Kredite sind so gestaltet, dass die monatlichen Raten sehr niedrig sind, allzu das enge Budget nur leicht belasten. Portale wie smava.de können hierbei helfen, eine passende Finanzierung zu finden. Eins sollte hierbei jedoch klar sein: An Auszubildende werden nur sehr kleine Kreditsummen vergeben und dies auch nur, wenn die Bonität ansonsten sehr gut ausfällt.
- Nebenjob – auch das ist immer eine Option, die auch ohne Notlage sinnvoll sein kann. Die Voraussetzung ist natürlich, dass ein Nebenjob zusätzlich zur Ausbildung gestemmt werden kann, denn diese darf nicht darunter leiden. Auch muss der Arbeitgeber zustimmen, was in der Regel kein Problem ist, sofern sich der Nebenjob nicht auf einen Job bei der Konkurrenz bezieht.
Wenigstens ein paar Tage im Monat sollten Azubis immer noch einem Nebenjob nachgehen. Auch wenn das Geld nicht direkt benötigt wird, so hilft es dabei, für die Zukunft – eigene Wohnung oder auch einer Verbesserung – vorzusorgen. Und kommt es wirklich zu finanziellen Problemen, ist die Chance auf einen günstigen Kredit auch höher, wenn zum Azubigehalt der Nebenjob nachgewiesen werden kann.
Fazit – achtsam mit dem Geld umgehen
Die Ausbildung dient in erster Linie dazu, einen Beruf zu erlernen. Doch ist die Azubizeit auch die Zeit, in der junge Menschen lernen müssen, mit ihrem Geld umzugehen. Besonders gravierend ist es, wenn diejenigen, die noch zu Hause wohnen, aus dem Vollen schöpfen und ihr Geld einfach ausgeben. Leider zeigt sich immer wieder, dass es eben diese Azubis sind, die nach der Ausbildung mit ihren Finanzen nicht umgehen können – natürlich, sie haben es auch nie gelernt. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch das Kostgeld kein verkehrter Weg, zumal etliche Eltern ohnehin hingehen und das Geld anlegen, damit das Kind beim Auszug auf ein Guthaben zurückgreifen kann.