Azubiserie Wie Schulen auf die Berufswahl vorbereiten
Was kommt nach der Schule? Diese Frage stellen sich viele Jugendliche. In manchen Schulen wird die Berufsorientierung groß geschrieben. Besondere Konzepte werden mit einem Siegel ausgezeichnet.
Für viele Jugendliche stellt sich die Frage nach dem richtigen Ausbildungs- oder Studienplatz erst zum Ende der Schulzeit oder sogar erst nach dem erfolgreichen Abschluss. Vielleicht war vorher im Prüfungsstress nicht genug Zeit um sich zu orientieren oder der Unterrichtsstoff war so theoretisch und scheinbar weltfremd, dass die Schüler sich keine richtige Vorstellung von ihrer Zukunft außerhalb der Schulmauern machen konnten.
Dann muss es oft ganz schnell gehen. Damit die Suche dann auch erfolgreich vonstattengeht, gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Ausbildungsmarkt zu durchschauen. Zwischen Rhein und Ruhr hilft das Azubiportal www.azubistartpunkt.de den jungen Leuten, die ihren Schulabschluss in der Tasche haben und noch keinen Ausbildungs- oder Studienplatz in Aussicht haben, bei der Suche.
Berufsorientierung wird an Schulen großgeschrieben
Aber es gibt auch Schulen, die ihre Schüler ganz gezielt auf die Ausbildungs- und Studienplatzsuche vorbereiten. Seit dem Jahr 2000 gibt es für diese Bildungseinrichtungen das Berufswahl-Siegel. Diese Auszeichnung soll an Schulen verliehen werden, die „in vorbildlicher Weise ihre Schülerinnen und Schüler auf die Arbeitswelt vorbereiten und ihnen den Übergang ins Berufsleben erleichtern.“
Eine dieser Schulen ist die Freie Christliche Gesamtschule in Düsseldorf. Sie wurde 2018 mit dem Siegel ausgezeichnet. Hier können Schüler etwa in Kunstprojekten in kreative Berufe hineinschnuppern oder im schuleigenen Fitness-Studio etwas über die Arbeit von Physiotherapeuten erfahren. „Es gibt heute so viele Ausbildungsberufe“, sagt Frank Wolter, der Koordinator für die Berufsorientierung an der Gesamtschule. „Da ist es wichtig, dass Jugendliche sich früh genug orientieren.“
Einen anderen, aber auch „ausgezeichneten“ Ansatz hat das Walter-Eucken-Berufskolleg in Düsseldorf gewählt. Hier werden Schüler nicht „gezwungen“, zur Berufsberatung zu gehen, sondern müssen sich die Teilnahme erst verdienen. Eintrittskarte ist eine gute Bewerbungsmappe. Wer die vorlegen kann, darf an Workshops wie Telefontraining oder gespielten Vorstellungsgesprächen teilnehmen.
„Die Schüler, die Lust auf die Workshops haben, geben sich entsprechend Mühe“, erklärt Lehrerin Verena Ibánez. „Und wer keine Lust hat, ist gar erst nicht dabei. Das sorgt für weniger Frustration, sowohl bei den Schülern als auch bei Lehrern.“
Wer steckt hinter dem Berufswahl-Siegel?
Das Berufswahl-Siegel wurde 1999 im Rahmen der “Initiative für Beschäftigung” unter der Trägerschaft der Bertelsmann Stiftung, der HWK Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld und des Kreises Gütersloh gegründet. Nach der Erprobung in Ostwestfalen-Lippe wurde das Siegel von unterschiedlichen Trägerinstitutionen in weiteren Regionen in Nordrhein-Westfalen und in anderen Bundesländern eingeführt. Schirmherrin ist die Ministerin für Schule und Weiterbildung, Yvonne Gebauer.
In Düsseldorf und dem Südkreis Mettmann ist die Stiftung Pro Ausbildung Träger. Hier wird das Siegel seit dem Jahr 2000 an ausgezeichnete Schulen verliehen. Im Bergischen Land können sich Schulen seit 2004 für das Siegel bewerben. Die Ausschreibung erfolgt unter der Federführung der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände in Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern, den Kreishandwerkerschaften, der Agenturen für Arbeit, den Schulämtern und dem Arbeitgeber-Verband Remscheid.
Im Juli 2017 wurde das Gymnasium Wülfrath für seine Berufsorientierung ausgezeichnet. Das Gymnasium arbeitet mit der Bergischen Uni in Wuppertal bei der Studienorientierung zusammen: Ausgewählte Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q1 nehmen seit dem Jahr 2013 an einem einwöchigen dualen Orientierungspraktikum an der Bergischen Universität teil. Auch am schuleigenen Studien- und Berufsorientierungstag für die Oberstufe nimmt die Bergische Universität schon länger teil. „Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit der Wuppertaler Universität“, sagte Schulleiter Joachim Busch. Auch Christine Hummel, Leiterin der Zentralen Studienberatung der Bergischen Universität, zeigte sich zufrieden: „Zusätzlich zu den bereits bestehenden Angeboten werden noch weitere Kooperationsmaßnahmen vereinbart.“
Wie können Schulen das Berufswahl-Siegel bekommen?
Um sich für ein Berufswahl-Siegel zu bewerben, müssen die Schulen jeweils ein dreiteiliges Konzept vorlegen. Hier müssen sie Aktivitäten und Maßnahmen zu Studien- und Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler, zur innerschulischen Organisation der Studien- und Berufsorientierung und zur Vernetzung mit weiteren Akteuren zur Studien- und Berufsorientierung vorlegen. Eine unabhängige Jury mit Vertretern aus Unternehmen, Verbänden, Kammern, Schulaufsicht, Lehrkräften, Auszubildenden, Eltern, Schülern und Gewerkschaften wählt die besten Konzepte aus und verleiht die Siegel. In Düsseldorf und dem Südkreis Mettmann dürfen die Schulen es drei Jahre lang führen und können sich nach dieser Zeit für jeweils weitere drei Jahre rezertifizieren lassen.
Im Bergischen Land erfolgt die Ausschreibung des Berufswahl-Siegels seit 2004 alle zwei Jahre. Das Siegel-Zertifikat wird jeweils für vier Jahre verliehen.
Anschließend können sich die Schulen auch hier im Rahmen einer Rezertifizierung erneut bewerten lassen.
Informationen für interessierte Schulen gibt es auch im Internet: