Den Master im Ausland machen - Chancen und Risiken
Berlin (dpa/tmn) - Ihren Bachelor machen viele Studenten in Deutschland, danach zieht es so manchen in die weite Welt. Damit der Master im Ausland gelingt, bedarf es der genauen Planung. Dann aber können Absolventen auf die ganz große Karriere zusteuern.
Andreas Schießl ist für seinen Master nach Paris gezogen. Ihn im Ausland zu machen, war ihm wichtig. „Vormittags Vorlesungen auf Englisch, Mittags Deutsch mit den Kommilitonen und am Nachmittag Veranstaltungen auf Französisch, das bereichert einen persönlich einfach ungemein“, sagt er. Für sein Studium hat er die Business School ESCP Europe (Ecole Supérieure de Commerce de Paris) gewählt. Neben dem internationalen Aspekt war für ihn der erste Platz der Schule bei einem renommierten Ranking ausschlaggebend.
Von den Bachelor-Absolventen aus dem Jahr 2009 machten im Anschluss 7,5 Prozent einen Master im Ausland. Die Mehrheit der Studenten (85 Prozent) wählte Großbritannien, Österreich, Frankreich, die Niederlande oder die Schweiz als Studienort.
Doch für wen lohnt es sich überhaupt, einen Master im Ausland zu machen? Die Karriereberaterin Rebekka Baus rät vor allem solchen Studenten zu der Entscheidung, die bislang keine Auslandserfahrung haben. Inzwischen unabdingbar sei der Master im Ausland im Bereich Consulting und in internationalen Unternehmen. „Hier ist ein Nutzen vor allem die interkulturelle Kompetenz: Nur wer in dem Land gelebt hat, kann bei wichtigen Verhandlungen in internationalen Teams geschickt auf landestypische Eigenschaften eingehen und Geschäftspartner besser einschätzen.“
Grundsätzlich gilt laut Baus die Regel, sich genau zu fragen, was die eigenen Ziele sind und ob ein Master im Ausland schneller dorthin führt als ein Abschluss hierzulande. Auch wenn man plane, in dem Land zu leben, empfehle es sich, dort seinen höchsten Abschluss zu machen, ergänzt Malte Eilenstein von der Studienberatung PlanZ.
Gabriele Tieboka arbeitet im Infocenter des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) und hat täglich mit Studenten zu tun, die sich über einen Auslandsaufenthalt informieren wollen. Sie kennt die Gründe, die junge Menschen antreiben, Deutschland für den Master zu verlassen: „Oft ist der Beweggrund, dass es die favorisierte Studienrichtung in der Konstellation hier nicht gibt.“ Zudem treibe es viele an, auch einmal das wissenschaftliche Umfeld im Ausland kennenzulernen. Wieder andere sehen darin eine Möglichkeit, Kontakte für das Berufsleben zu knüpfen, die Sprache zu vertiefen oder einfach einmal über den Tellerrand hinauszublicken.
Doch eine solche Unternehmung erfordert auch viel Planung. Bereits bei der Auswahl müssen viele Faktoren beachtet werden: „Man sollte viele Angebote vergleichen, die Ausstattung und das Verhältnis von Lehrenden zu Studenten herausfinden und recherchieren, ob man die Zulassungsbedingungen erfüllt“, sagt Tieboka. Wer nach dem Master nach Deutschland zurückkehren möchte, sollte nicht zuletzt prüfen, ob der Abschluss hier anerkannt wird. Tieboka empfiehlt hierzu die Plattform anabin.kmk.org, die die Güte der Hochschulen im Ausland bewertet und genau auflistet, welche Abschlüsse wo und wie anerkannt werden.
Auch über die Aufnahmeverfahren der jeweiligen Hochschule sollte man sich früh genug informieren, um sich eventuell noch eingehend darauf vorbereiten zu können. An der ESCP Europe etwa müssen Bewerber ein- bis zweitägige Auswahlverfahren absolvieren: Interviews mit Professoren, Wirtschaftsvertretern und Alumni müssen die Bewerber ebenso bestehen wie mündliche und schriftliche Sprachtests und einen Logiktest.
Um herauszufinden, was die beste Hochschule für die eigenen Ziele ist, gibt es laut Rebekka Baus vom Staufenbiel Institut einige Möglichkeiten: Nach eingehender Internetrecherche könne man Infomaterial von den Schulen anfordern und Infomessen besuchen. Auch Alumni-Vereine oder Kontakte zu Absolventen in Sozialen Netzwerken können helfen. Beim DAAD sind ebenfalls Erfahrungsberichte von verschiedenen Unis abrufbar. Wer es sich leisten kann, kann auch im Vorfeld den Campus der Universität einmal besuchen.
Teuer wird der Master im Ausland jedoch in jedem Fall: Andreas Schießl zahlt bei der ESCP Europe 24 000 Euro für vier Semester. Abhilfe können da eventuell Stipendien schaffen, wie sie beispielsweise der DAAD anbietet. Rund ein Jahr vor Studienbeginn sollte man sich um ein Stipendium kümmern, rät Gabriele Tieboka. Ungefähr fünf Studenten bewerben sich beim DAAD auf einen Platz.