Die etwas anderen Fächer: Lehrer für Chinesisch und Astronomie
Greifswald (dpa/tmn) - Deutsch, Erdkunde und Sport sind typische Fächer fürs Lehramtsstudium. Aber es geht auch ganz anders: Wie wäre es mit Sorbisch? Oder mit Astronomie? Chinesisch ist ebenfalls eine Überlegung wert - und erhöht die Chancen auf eine Lehrerstelle.
Es gibt Schulfächer, die kennt jeder. Andere klingen eher ungewöhnlich: Astronomie zum Beispiel, Plattdeutsch, Chinesisch, Schwedisch, Sorbisch oder Darstellendes Spiel. Wer Lehrer werden möchte und sich nicht auf Standards wie Deutsch und Erdkunde festlegt, kann unter Umständen gerade mit solchen scheinbar exotischen Schulfächern punkten.
Viele Möglichkeiten, das etwas andere Fach zu belegen, gibt es bei den Fremdsprachen: Dänisch auf Lehramt lässt sich sogar in Freiburg im Breisgau studieren, Niederländisch beispielsweise in Köln und Oldenburg, Sorbisch in Leipzig. Noch ganz frisch ist Chinesisch für angehende Lehrer in Tübingen. Offizieller Start ist zum kommenden Wintersemester. „Neben Göttingen sind wir bundesweit die ersten“, sagt Prof. Achim Mittag vom Lehrstuhl für Sinologie.
Bundesweit gebe es knapp 65 Schulen, an denen Chinesisch als Schulfach unterrichtet wird. „Und darüber hinaus viele, die das als AG anbieten.“ Für die Absolventen des Studiengangs sieht Mittag „ganz wunderbare Chancen“. Die Zahl der Schulen, die Chinesisch anbieten möchten, nehme zu.
Chinesisch ist in Tübingen ein bivalenter Studiengang. Das heißt, man belegt zwei Schulfächer, zum Beispiel Chinesisch und Deutsch.
Eine Begrenzung der Studienplätze gibt es nicht, Sprachkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. „Ein Semester an der Peking Universität ist allerdings Pflicht.“
Ole Hruschka unterrichtet an der Uni Hannover Darstellendes Spiel.
An manchen Schulen ist das ein eigenes Fach. „Innerhalb Deutschlands ist das allerdings total unterschiedlich“, räumt Hruschka ein. Das Studium in Hannover zielt auf den Unterricht in der Oberstufe. Angehende Lehrer studieren es neben einem zweiten Unterrichtsfach wie Deutsch, Englisch oder Spanisch - oder als drittes Fach.
Astronomie für Lehramtsstudenten gibt es in Tübingen und in Halle-Wittenberg. Dort ist es ein Ergänzungsfach für Studenten in Physik, Mathe und Geografie. Als eigenes Unterrichtsfach gibt es Astronomie vor allem an Schulen in Ostdeutschland. „In anderen Bundesländern gibt es aber Arbeitsgemeinschaften und Kurse in der Oberstufe“, sagt Helmut Grätz vom Institut für Physik der Uni Halle-Wittenberg.
Auch an der Uni Greifswald gibt es Lehramtsfächer, die an anderen Hochschulen als exotisch gelten würden: Schwedisch, Norwegisch und Dänisch. Abwegig ist das nicht: „In Mecklenburg-Vorpommern gibt es mehr als 20 Schulen, an denen Schwedisch unterrichtet wird und etwa 600 bis 700 Schülerinnen und Schüler, die es lernen“, erläutert Prof. Christer Lindqvist vom Institut für Skandinavistik. Norwegisch und Dänisch spielen eine kleinere Rolle.
Wer eine der Sprachen in Greifswald auf Lehramt studieren will, belegt es als drittes zusätzliches Fach. Die Kombination Deutsch und Geschichte gebe es wie Sand am Meer, sagt Lindqvist. „Aber Norwegisch dazu, das ist ein Farbtupfer und kann später ein Pluspunkt sein.“
Plattdeutsch spielt heute im Alltag keine große Rolle mehr. „Aber bis ins 16. Jahrhundert wurde in Norddeutschland alles in Latein oder in Mittel-Niederdeutsch geschrieben“, erklärt Prof. Michael Elmentaler von der Uni Kiel. Sprich: „op Platt“. Und es gibt eine Reihe von Universitäten, die Niederdeutsch auch fürs Lehramt anbieten, Rostock etwa, Flensburg, Oldenburg oder Münster - und Kiel.
Das kann für Studenten interessant sein, die Geschichte studieren und Quellen aus dem Mittelalter verstehen wollen. „Viele unserer Studenten haben aber auch einfach das Gefühl, es gehört zu ihrer regionalen Identität dazu.“ Niederdeutsch ist in Kiel ebenfalls ein Ergänzungsfach. „Für die Absolventen ist das eine Zusatzqualifikation“, sagt Elmentaler. Zumindest im Rahmen des Deutschunterrichts oder von Arbeitsgemeinschaften gibt es Platt im Unterricht an vielen Schulen.
Und davon ganz abgesehen: Auch in punkto Small-Talk-Tauglichkeit dürften Fächer wie Astronomie, Schwedisch, Sorbisch oder Darstellendes Spiel bei jeder Studentenparty Aufmerksamkeit erregen. Mehr jedenfalls als Deutsch und Erdkunde.