Doppelt profitiert - Abschlussarbeit als Jobeinstieg nutzen
Nürnberg (dpa/tmn) - Ob Bachelor, Master oder Diplom: Die Abschlussarbeit ist der letzte Schritt zum akademischen Grad. Dabei sollten sich Studenten nicht irgendein Thema suchen. Wer es klug anstellt, kann hier den Grundstein für die berufliche Zukunft legen.
Seinen Berufseinstieg hat Tom Niklas Koethe im letzten Semester an der Hochschule vorbereitet. Damals schrieb er seine Diplomarbeit zum Thema „Der Golfmanager - Eine Berufsfeldanalyse“. Dafür kontaktierte der Sportstudent sämtliche Golfanlagen in Deutschland und führte eine schriftliche Befragung mit deren Managern durch. Das Thema erwies sich als Vorteil, als er sich nach dem Abschluss bei Golfclubs bewarb. „Meine Diplomarbeit war definitiv ein Türöffner“, sagt er.
Den wenigsten fällt es leicht, die Abschlussarbeit zu schreiben. Mitunter können sich Studenten mit ihr den Berufseinstieg erleichtern, sagt Irene Seling von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Dafür gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten. Entweder Studierende suchen sich wie Absolvent Koethe ein Thema, das mit dem Wunschberuf zu tun hat und knüpfen so erste Kontakte in die Branche. Oder sie kooperieren für die Arbeit mit einem Unternehmen.
Dafür hat sich Patricia Sergi entschieden. Die 25-Jährige studiert Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim und schreibt ihre Masterarbeit beim Chemiekonzern BASF. Ihr Thema: Die Zufriedenheit einzelner Unternehmensbereiche mit der Arbeit der Personalabteilung. Nun arbeitet sie dort an drei Tagen in der Woche, hat einen eigenen Arbeitsplatz, eine Betreuerin und bekommt eine Vergütung.
Diese Möglichkeit haben vor allem Studenten aus technischen Fächern, erläutert Seling. Für sie bieten Unternehmen besonders häufig eine Kooperation für die Abschlussarbeit an. Doch auch in anderen Fächern ist das möglich. Wer sich dafür interessiert, sollte sich auf der Webseite von Unternehmen informieren. Sergi hat die Chance für die Zusammenarbeit für die Abschlussarbeit während ihres Praktikums bei BASF entdeckt.
Der Vorteil dabei ist, dass Studierende schon während der Arbeit Einblick in die Unternehmenskultur bekommen, erklärt Prof. Christoph Gehlen. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Werkstoffe und Werkstoffprüfung an der Technischen Universität München (TUM). So lernen angehende Fachkräfte die Abläufe und Strukturen in der Firma kennen, sie erleben die Kollegen sowie die Arbeit im Team.
Doch es gibt auch Nachteile. Unternehmen haben oft nicht nur ein Interesse am Thema, sondern erwarten bestimmte Forschungsergebnisse. „Zu straffe Vorgaben, insbesondere mit Blick auf die Methodik, dürfen nicht dazu führen, dass die freie wissenschaftliche Arbeit zu kurz kommt“, warnt Prof. Gehlen. Er rät deshalb jedem Student, mit der vom Unternehmen vorgeschlagenen Fragestellung erst einmal zum Betreuer am Lehrstuhl zu gehen. Hier werde dann geprüft, ob die Fragestellung wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Erst dann sollten sich Studierende für die Arbeit entscheiden.
Außerdem treffen sie am besten klare Absprachen mit der Firma, was von ihnen erwartet wird. „Der Student sollte im Unternehmen nicht allein dastehen, er braucht einen Ansprechpartner“, sagt Prof. Gehlen. Gerade in größeren Betrieben bestehe die Gefahr, dass Studenten dort verloren gehen.
Und noch ein anderes Problem sollte beachtet werden: Mindestens ein Exemplar der Abschlussarbeit muss an der Hochschule öffentlich einsehbar sein. Unternehmen ist jedoch daran gelegen, Forschungsergebnisse aus dem eigenen Betrieb geheim zu halten. Um hier keine Schwierigkeiten zu bekommen, sollten Studenten diesen Punkt vorher mit dem Unternehmen besprechen. „Der Veröffentlichungspflicht kann sich niemand entziehen. Allerdings kann diese etwas hinausgezögert werden“, erläutert Prof. Gehlen. Eine Möglichkeit sei hier eine zeitlich befristete Geheimhaltungserklärung.
Klappt die Zusammenarbeit, profitieren beide Seiten: „Die Kooperation mit einem Unternehmen ist eine gute Möglichkeit, einen ersten Schritt raus aus der akademischen Welt zu machen“, sagt Seling vom BDA. Studentin Sergi freut sich, dass ihre Forschungsergebnisse später direkte Anwendung im Betrieb finden.
Tom Niklas Koethe hat noch auf eine andere Art und Weise profitiert. Nach der Diplomarbeit war ihm klar, auf was für einen Job er sich als Manager eines Golfclubs einlässt. So wusste er bereits von den häufig anfallenden Überstunden. „Böse Überraschungen gab es für mich nicht mehr“, betont er.