Auslandsjahr in Laos Englisch unterrichten zwischen Tempeln und Elefanten
Vientiane (dpa) - „Good evening teacher!“ Wenn Robert Dobberphul den Klassenraum in der Abendschule von Non Savang betritt, dann stehen die Schüler neben ihren Bänken und grüßen im Chor. Robert ist 25 Jahre alt, kommt aus Magdeburg und absolviert in Laos ein freiwilliges soziales Jahr.
Er unterrichtet Englisch in der Provinz Vientiane. Seine Schüler sind zwischen 13 und 18 und bessern neben der regulären Schule ihr Englisch auf. Vor allem an der Aussprache arbeiten sie mit ihrem Lehrer aus Deutschland.
Robert ist über das Programm Weltwärts nach Laos gekommen. Dafür hatte er sich bei der Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, der lkj, beworben. Die lkj ist ein anerkannter Träger der Jugendhilfe und erhält Landes- und Bundesmittel.
In der Vereinigung ist Nadia Baltes für die Freiwilligendienste im In- und Ausland verantwortlich. Über Weltwärts werden in Sachsen-Anhalt pro Jahr 25 junge Leute im Alter zwischen 18 und 28 Jahren in Länder des globalen Südens vermittelt. „Das sind neben Laos Ghana, Togo, Bolivien und Kolumbien“, sagt Nadia Baltes, die selbst ein Jahr in Südafrika war. „Für Teilnehmer mit einer Behinderung steht das Programm sogar bis 35 Jahre offen. Von den Tätigkeiten reicht es vom Theaterprojekt über Kinderbetreuung bis hin zur Arbeit in einem Planetarium oder bei einem Radiosender.“
Wer über Weltwärts in eine fremde Kultur eintaucht, muss kein Abitur und keine reichen Eltern haben. Lediglich grundlegende Sprachkenntnisse sollten vorhanden sein: Englisch, in Lateinamerika Spanisch. Das Programm soll auch jungen Leuten ohne höheren Schulabschluss oder dicken Geldbeutel einen Blick über den Tellerrand Europas ermöglichen. Finanziert wird das Auslandsjahr zum großen Teil vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Aber ein Viertel der Kosten wird über Spenden bezahlt. Die sollen die Teilnehmer möglichst über Familie und Freunde akquirieren.
Robert bekommt jeden Monat neben einem Mietzuschuss 250 Euro Taschengeld. „Damit kann man hier sehr gut leben“, sagt er. In Laos hat er immer Kontakt zu den anderen Freiwilligen in anderen Einsatzstellen. Die Freizeit nutzt er für Unternehmungen in der Region und für Reisen in andere Länder Südostasiens. Das Land gefällt ihm gut, vor allem die Ruhe dort.
Robert hat in Laos schon viel kennengelernt - von buddhistischen Tempeln und Mönchen bis hin zu Elefanten, von denen es sowohl wilde als auch domestizierte gibt. Als Fortbewegungsmittel steht ihm neben den öffentlichen Bussen und den in Laos sehr verbreiteten Tuktuks - das sind Auto- oder Motorradrikschas - ein Moped zur Verfügung. Damit kommt er im Land gut umher und lernt viel kennen.
Inzwischen kann sich der Magdeburger schon ganz gut in der Sprache der Einheimnischen verständigen. Auch sein Englisch ist besser geworden, weil er es ständig braucht. Er fühlt sich in Laos zu Hause, hat viele neue Freunde gewonnen. „Die Laoten sind ein sehr ruhiges, herzliches Volk. Ich hatte nie das Gefühl, hier fremd zu sein.“
Die Arbeits- und Lernbedingungen in seiner Schule unterscheiden sich sehr von dem, was Robert aus Deutschland gewohnt ist. „Es ist auch ganz anders als in der Hauptstadt Vientiane“, beschreibt er. „Tische und Stühle sind hier sehr alt, es fehlen Klimaanlagen, um die Hitze im Sommer auszuhalten, und Technik für den Sprachunterricht haben wir auch nicht. Wenn es stark regnet, fällt sogar der Unterricht aus.“
Axel Schneider, Geschäftsführer der sachsen-anhaltischen lkj, kann so ein Auslandsjahr nur empfehlen. „Es ist ein Blickwechsel. Die jungen Leute lernen ein anderes Leben kennen, tauchen in eine fremde Kultur ein und nehmen die Welt anders wahr.“ Ein Auslandsjahr über Weltwärts sei sehr nachhaltig. Kontakte blieben oft lebenslang bestehen. Momentan kann man sich noch für eine Reise in diesem Sommer bewerben. Der nächste Weltwärts-Jahrgang wird im August starten - es wird der 10. für Sachsen-Anhalt sein. Dann wird Robert seinen Aufenthalt in Laos beenden.