Sonniges Frühlingswetter Land NRW befürchtet zu viele Ausflügler am Wochenende

Düsseldorf · Ab Sonntag soll das Wetter sonnig und warm werden. NRW-Politiker appellieren, weiter Abstand zueinander zu halten. Die Maßnahmen in der Coronakrise zeigen leichte Wirkung.

Am Wochenende wird das Wetter sonnig und warm. Das wird viele Menschen nach draußen locken.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Das für das Wochenende vom Deutschen Wetterdienst in Essen vorhergesagte gute Wetter bereitet der NRW-Landesregierung Sorgen. Mehrere Minister sahen sich am Freitag veranlasst, die Bevölkerung darauf hinzuweisen, dies nicht dazu zu nutzen, die seit knapp zwei Wochen wegen der Coronakrise geltenden strengen Regeln zu missachten.

Innenminister Herbert Reul (CDU) appellierte an die Bevölkerung, besonders beliebte Ausflugsziele zu meiden. „Es sollten nicht alle dahin fahren, wo alle hinfahren“, sagte er –  zum Beispiel in Köln und Düsseldorf an den Rhein. Sonst gebe es neue Probleme mit fehlendem Abstand und zu engem Kontakt. Bisher seien die Auflagen wegen des Coronavirus in NRW gut eingehalten worden. Bis zum 1. April seien landesweit 7300 Menschen festgestellt worden, die Verstöße begingen – bei 18 Millionen NRW-Einwohnern. Innenminister Reul meinte, die Auflagen seien hart, aber die Alternative seien ein Ausgangsverbot oder Infektion und womöglich Krankheit und Tod gewesen.

In NRW werden bei einer Zusammenkunft von mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit für jeden Beteiligten 200 Euro Bußgeld fällig. Picknicken oder Grillen auf öffentlichen Platzen oder Anlagen kostet jeden Beteiligten 250 Euro.

NRW-Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner appellierte, auf Osterurlaube zu verzichten. Das betreffe nicht nur Reisen und Tagesausflüge innerhalb von NRW, sondern auch die beliebten Osterurlaube in den Niederlanden und in Belgien. Offiziell verboten seien Reisen dorthin zwar nicht, erklärte der CDU-Politiker. „Aber Sie haben natürlich keine Möglichkeit, ihren Urlaub da zu verbringen, weil sie nirgendwo hingehen können.“ Touristische Reisen in Zeiten der Corona-Pandemie zu unterlassen, sei ein Appell an die Einsicht.Trotz der Corona-Epidemie dürfen die Bürger in NRW ihre privaten Zweitwohnungen aufsuchen und darin wohnen. „Das ist nicht verboten“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Dazu gibt es in den Bundesländern allerdings unterschiedliche Regelungen.

Infizierte stecken nicht mehr so viele Menschen an wie zuvor

Nach Mitteilung von Laumann verdoppeln sich die Corona-Infektionszahlen in NRW jetzt etwas langsamer. Am Freitag habe der für die Eindämmung des Virus wichtige Zeitraum der Verdoppelung bei 9,4 Tagen gelegen. Am Dienstag seien es noch 8,9 Tage gewesen. „Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung“, sagte Laumann. Wenn es in dem aktuellen Tempo mit dem Anstieg der Corona-Infektionen weitergehe, gebe es aber Ende April 136 000 Infizierte in NRW. Wenn man zum Beispiel auf eine Verdoppelung alle 12 Tage käme, wären es etwa 85 000 Corona-Infizierte. Er hoffe auf Verdoppelungszeitraum von 12 bis 15 Tagen. Aktuell lägen 599 Corona-Infizierte auf Intensivstationen der NRW-Krankenhäuser. Rund 480 von ihnen müssten beatmet werden. Das Problem sei, dass man genug Beatmungsgeräte haben müsse.

Auch nach Beobachtung des Robert-Koch-Instituts zeigen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in Deutschland Wirkung. Ein infizierter Mensch stecke seit einigen Tagen im Durchschnitt nur noch einen weiteren Menschen an, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. In den vergangenen Wochen habe der Wert bei fünf, manchmal sogar bei sieben Menschen gelegen, die ein Infizierter ansteckte. Ein Grund zur Entwarnung seien die neuen Daten aber noch nicht: Erst, wenn ein Infizierter im Schnitt weniger als einen Menschen anstecke, lasse die Epidemie langsam nach. „Wir müssen unter eins kommen. Ich hoffe, dass das in den nächsten Tagen gelingt“, sagte Wieler.

In einem ungewöhnlichen Schreiben appellierte Gesundheitsminister Laumann vor den Beratungen zu den neuen Pandemie-Landesvorschriften in der kommenden Woche  an die Abgeordneten des NRW-Landtags: „Unsere Gesellschaft funktioniert und ist in einem Maß zur Solidarität bereit, das manch einer in der jüngeren Vergangenheit schon verloren glaubte. Ich bin zuversichtlich, dass wir damit gemeinsam die schlimmsten Szenarien für uns in Nordrhein-Westfalen und in der Bundesrepublik verhindern und unsere gesundheitliche Versorgung dauerhaft aufrechterhalten können.“ Allerdings zeigten die aktuelle Pandemiesituation und vor allem die Erfahrungen in anderen europäischen Ländern deutlich, dass der Staat in einer solch außergewöhnlichen Situation schnell und optimal handlungsfähig sein müsse. „Niemand weiß heute, welche Entwicklung die Infektion und Anzahl (schwer) erkrankter Menschen in unserem Land in den nächsten Wochen nehmen werden“ sagte Laumann.