Fachmesse Learntec: Digitalisierung der Schule steht am Anfang

Rheinstetten (dpa/tmn) - Lernen kann man überall, und die Wissensvermittlung ist nur einen Mausklick entfernt. Bisher konzentrierte sich E-Learning auf die betriebliche Weiterbildung. Die Karlsruher Messe Learntec rückt jetzt die Schule in den Mittelpunkt.

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Das Klassenzimmer wird seine zentrale Bedeutung für die schulische Bildung an das Internet verlieren - mit dieser Prognose hat die Karlsruher Fachmesse Learntec (4. bis 6. Februar) begonnen. „Lernen ist nicht mehr festgelegt auf einen bestimmten Lernraum, es findet überall statt“, sagte der Microsoft-Manager Ulrich Sawade während der Eröffnungsveranstaltung. Der typische Präsenzunterricht sei nur noch einer von mehreren Bausteinen der schulischen Pädagogik und werde „zunehmend aufgeweicht durch die Möglichkeit, dass man überall lernen kann“.

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Das Lernen in der Schule steht in diesem Jahr besonders im Blick der Messe, die zum 22. Mal stattfindet. Bisher gingen die Impulse für das „E-Learning“ eher von Programmen für die betriebliche Weiterbildung aus. Erstmals gibt es nun einen besonderen Ausstellungsbereich mit der Bezeichnung school@learntec, in dem 22 Anbieter ihre speziellen Lösungen für den Unterricht vorstellen.

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„Wir stehen unmittelbar vor einer digitalen Revolution in der Bildung“, sagte der Karlsruher Informatiker Peter Henning. Dabei werde es entscheidend auf frei verfügbare Bildung ankommen. Die Zukunft gehöre den „Massively Open Online Courses“, also offenen Ausbildungskursen für alle im Internet.

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Einen kritischen Blick auf die Lehrerausbildung warf Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft. Die Lehrerausbildung funktioniere „nicht immer in der Qualität, die wir benötigen“. Schlüter wies darauf hin, dass 84 Prozent der angehenden Lehrer Frauen seien. Wenn es darum gehe, das Interesse an mathematischer und naturwissenschaftlicher Ausbildung zu wecken, könne dies ein Problem sein. Auch liege der Anteil von Lehrern mit einer ausländischen Herkunft bei zwei Prozent, während in einer Stadt wie Frankfurt 75 Prozent der Neugeborenen einen Migrationshintergrund hätten.

Auf dem Messegelände in Rheinstetten zeigen 226 Aussteller aus zehn Ländern ihre Software, Hardware oder Systemlösungen zum digitalen Lernen. Das sind im Vergleich zum Vorjahr zehn Prozent mehr. Bei den Besuchern erwartet die Messeleitung eine Steigerung von rund 6000 im vergangenen Jahr auf 7000.

In Deutschland gibt es rund 250 Firmen, die Angebote zum E-Learning entwickeln. Der Wirtschaftsverband Bitkom gibt ihren Jahresumsatz aufgrund einer Untersuchung des MMB Instituts mit 523 Millionen Euro an. Die Branche beschäftigt demnach 9300 Menschen, unter ihnen 2700 als freie Mitarbeiter.