Frauen unterschätzen sich oft und überlassen Männern das Feld
Hamburg (dpa/tmn) - Auf dem Chefsessel sitzen in vielen Betrieben ausschließlich Männer. Oft trauen sie sich Führungspositionen einfach schneller zu. Frauen unterschätzen sich eher - und haben dann das Nachsehen.
Das muss aber nicht sein.
Immer noch sind wenige Frauen in Führungspositionen. Im Gegensatz zu Männern tendierten Frauen eher dazu, sich und ihre Fähigkeiten zu unterschätzen und nicht so hoch zu bewerten, wie Männer das tun würden. „Wenn Frauen eine neue Stelle angeboten bekommen, sagen sie oft: "Damit kenne ich mich nicht aus. Das kann ich nicht"“, erklärt Karriereberaterin Svenja Hofert aus Hamburg.
Außerdem falle es Frauen nicht immer leicht, sich in einem bestehenden Männerteam zu etablieren. Frauen sollten sich ihre Stärken deshalb bewusst machen und Führungsrollen ausprobieren, sagte Hofert. Wenn Frauen in einer Führungsposition sind, müssten sie sich allerdings auf die Regeln einstellen, die Männer festgelegt haben. „Auf diese Spielchen haben die meisten Frauen keine Lust“, sagte Hofert. Mit Spielchen meint sie insbesondere interne Machtkämpfe, männertypisches Networking und „heimliche Hierarchien“.
Hofert geht nicht davon aus, dass die Einführung einer Frauenquote negative Folgen für die Frauen hätte: Selbst wenn die Frau nur deswegen eingestellt würde, sei das nicht schlimm. Männer seien oft auch nur da wo sie sind, weil sie Männer seien. Falls die Frau in ihrer neuen Führungsrolle zu scheitern drohe, sollte der Arbeitgeber sie fördern. Das kann zum Beispiel ein Coaching in den erforderlichen Fähigkeiten auf der betreffenden Führungsebene, aber auch in kommunikativen Kompetenzen sein. Dadurch lerne sie, sich souverän in der neuen Position zu bewegen.
Noch schwieriger für die Karriere werde es oft, wenn Frauen Kinder haben. Denn in vielen Unternehmen herrscht immer noch die Präsenzkultur vor. Dabei wird die Anwesenheit im Büro von morgens bis abends sehr hoch bewertet. Somit ist eine flexible Zeiteinteilung nicht möglich - was es schwer macht, Beruf und Kinder zu vereinbaren. „Einige Firmen zeigen aber, dass es auch anders geht“, sagte Hofert.