Gesund im Südwesten - krank im Nordosten
Berlin (dpa) - Wenn es um Krankschreibungen geht, sind die Unterschiede in Deutschland groß. Bei der Suche nach den Gründen tappen die Experten im Dunkeln. Doch wie man Krankheiten vorbeugen kann, weiß man.
Arbeitnehmer in Deutschland sind im vergangenen Jahr etwas häufiger krankgemeldet gewesen als im Vorjahr. Das zeigt der neue Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) - die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie groß sind die Unterschiede in den Ländern?
In Baden-Württemberg war eine Erwerbsperson 2012 im Schnitt 11,6 Tage krankgeschrieben - so wenig wie in keinem anderen Land. Beim Spitzenreiter Mecklenburg-Vorpommern waren es 17,5 gemeldete Krankheitsfehltage. Auch für Brandenburg und Sachsen-Anhalt finden sich mit 17,3 beziehungsweise 16,8 Krankheitstagen verhältnismäßig hohe Fehlzeiten. Wenige Tage sind es in Bayern (12,2), Hessen (14,0) und Bremen (14,2).
Gibt es hier von Jahr zu Jahr große Schwankungen?
Nein, die Rangfolge der Länder ist bis auf einige Ausnahmen recht konstant. Nur Berlin ist auf eine deutlich andere Position gerückt: Vor 13 Jahren hatte das Bundesland noch die höchsten Fehlzeiten, zuletzt lag es auf einem mittleren Rang.
Welche Gründe gibt es für die Unterschiede?
„Befriedigende und empirisch belegte Erklärungen zu Ursachen für einzelne bundeslandspezifische Ergebniskonstellationen existieren in der Regel nicht“, heißt es in dem TK-Report. So könnte man zum Beispiel meinen, Arbeitnehmer im produzierenden Gewerbe seien häufiger krank als in Büros. Doch gerade Baden-Württemberg mit seinen geringen Fehlzeiten hat viele Produktionsstätten.
Wie ist die Rolle der Arbeitslosen?
Tatsächlich gehen auch Empfänger von Arbeitslosengeld I in die Statistik ein - und da sie im Schnitt deutlich länger krankgeschrieben sind, dürften auch unterschiedliche Arbeitslosenquoten in den Ländern eine Rolle spielen. So waren Arbeitslosengeld-I-Empfänger 2012 durchschnittlich 28,1 Tage krankgeschrieben. Insgesamt beträgt die durchschnittlich gemeldete Fehlzeit 14,2 Tage pro Kopf.
Was sind die häufigsten Erkrankungen?
Krankheiten des Atmungssystems spielen die größte Rolle. Krebs und andere Neubildungen, Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes, Hauterkrankungen, aber auch Krankheiten des Kreislaufsystems wie Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt spielen eine untergeordnete Rolle.
Welche Erkrankungen verursachen die längsten Fehlzeiten?
Lang dauerten Arbeitsunfähigkeiten wegen Krebs und anderer Neubildungen mit durchschnittlich 28 Tagen bei Männern und 39 Tagen bei Frauen. Sonst schlagen sich nur psychische Störungen in längeren Fehlzeiten nieder, die bei Männern bei 45 Tagen, bei Frauen bei 42 Tage liegen. Atemwegserkrankungen machten nur rund sechs Tage aus.
Welche Kosten verursachen die Ausfälle?
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin schätzt allein den Produktionsausfall der Firmen auf 46 Milliarden Euro im Jahr 2011. Grundlage für die Berechnung waren die insgesamt rund 460 Millionen Krankheitstage, die mit dem Durchschnittsverdienst multipliziert wurden. Mit 80 Milliarden Euro liegt die entgangene Wertschöpfung, die die Arbeitnehmer dem Bericht zufolge hätten erzielen können, sogar noch deutlich höher. Andere Experten rechnen unter anderem dagegen, dass aber Teile der Arbeit von anderen Kollegen übernommen werden und die Betriebe nicht immer voll ausgelastet seien.
Was hilft gegen Stress als eine Hauptursache für Leiden?
Nicht nur psychische Störungen werden durch Stress verursacht, Stresshormone können auch Gefäße verengen. Wenn die Woche beginnt, sollte man laut Experten nicht gleich loshetzen. Pausen sind wichtig. Gelegentlich ein Schwätzchen mit Kollegen kann helfen, oder auch Sport nach der Arbeit. Eine strukturelle Ursache für Stress kann es sein, wenn Arbeitnehmer wenig Anerkennung von Vorgesetzten oder Geld bekommen - sich aber trotzdem in oft wachsendem Maß verausgaben.