Grün gegen Grau - Mit Büropflanzen das Arbeitsklima verbessern
Stuttgart (dpa/tmn) - Ob im Finanzamt Berlin Marzahn-Hellersdorf oder bei BMW in München: Büropflanzen wachsen an vielen Arbeitsplätzen. Firmen nutzen das Grün, um es ihren Mitarbeitern etwas gemütlicher zu machen.
Manche sponsern dafür sogar den Gärtner.
Efeu wuchert über die Papierablage bis hinunter zum Schreibtisch. Neben der Steckdose hat ein Kaktus seine Tentakel ausgefahren. Wer arbeiten will, muss erst an ihr vorbei: der Büropflanze. Was sich nach Dschungel anhört, ist in Unternehmen durchaus Realität. Viele Arbeitgeber setzen gezielt auf Grünzeug im Büro - wenn ihre Angestellten es nicht schon selbst mitgebracht haben.
„Wir haben Pflanzen, die in die Möblierung integriert sind“, sagt ein Sprecher des Autobauers BMW. In einem Gebäude des Konzerns würden derzeit neue Arbeitsweltkonzepte getestet: Tresen, Sofas und Café-Ecken sollen dabei die Atmosphäre auflockern. Pflanzen dürften dabei - genau wie zu Hause - nicht fehlen.
Ähnlich ist es beim schwäbischen Motorsägenhersteller Stihl. In Großraumbüros setze man Pflanzen als „Sichtschutz und zur Geräuschminderung“ ein, erklärt ein Unternehmenssprecher. Ziel sei es, dass Mitarbeiter sich am Arbeitsplatz wohlfühlen.
Wildwuchs sieht man dort hingegen gar nicht gern: Private Pflanzen sind tabu. Dafür kauft Stihl seinen Leuten allerdings nicht nur das Bürogrün, sondern bestellt den eigenen Gärtner gleich mit: Er berate die Mitarbeiter, wenn die Pflänzchen nicht so gedeihen wie gewünscht.
Allerdings - das hat BMW gelernt - kommt es auf die richtige Dosierung an: Vor einigen Jahren verwandelten die Bayern für ein Experiment eine Büroetage in einen regelrechten Dschungel, während die Kollegen andernorts ganz ohne Grün auskommen mussten. Das Ergebnis: „Dschungel ist auch nicht die Lösung“, sagt der Sprecher. „Atmosphärisch haben es die Mitarbeiter zwar begrüßt, aber nicht in diesem Umfang.“ Heute haben die BMWler an ihren Schreibtischen immerhin eine Halterung eigens für Topfpflanzen.
Doch egal, ob im Finanzamt Marzahn-Hellersdorf oder im Landtag von Baden-Württemberg: Letztlich tauchten immer wieder dieselben Arten auf. Sie reichen von der oft „Beamtenlilie“ genannten Grünlilie bis zur Birkenfeige (Ficus benjamini), erklärt eine, die es wissen muss: Saskia Groneberg.
Die Absolventin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart hat fast zwei Dutzend Firmen und andere Institutionen besucht - und deren Büropflanzen für ein Fotoprojekt unter die Lupe genommen. Unterschiede zwischen dem Büro der Sekretärin oder dem vom Chef habe es dabei kaum gegeben. „Das ist das Schöne an Pflanzen, dass sie auch etwas Demokratisches haben.“
Das meiste Grün sei allerdings in den Poststellen der Firmen zu finden, verrät Groneberg. „Ich denke, es könnte daran liegen, dass die Leute eine sehr vorgegebene Tätigkeit ausführen und sich dafür umso mehr an der Entfaltung ihrer Pflanzen erfreuen.“ Ihre Erkenntnis: Büropflanzen sind „ein Symbol für die Sehnsucht nach Freiheit.“
Manchmal sollen Kaktus & Co aber auch schlicht vor den neugierigen Blicken oder dem Lärm der Kollegen schützen, erläutert Frank Brenscheidt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Schließlich könne man Blumen auch als Raumteiler einsetzen. Gegenseitiges Gießen im Kollegenkreis könne zwar das Teamgefühl stärken, betont er, warnt aber: „Es kann natürlich auch ins Gegenteil gehen, wenn die Leute vergessen, die Blumen des Kollegen zu gießen. Das kann dann auch traurig enden.“