Ingenieure sind gefragter denn je
Düsseldorf (dpa/tmn) - In der Wirtschaftskrise mussten die deutschen Maschinenbauer viele Stellen streichen. Jetzt brummt der Konjunkturmotor wieder. Das verschafft Ingenieuren gute Jobchancen: Sie sind jetzt sogar gefragter als vor der Krise.
Für angehende Ingenieure ging es in den vergangen Jahren auf und ab. Erst standen die Unternehmen bei den Absolventen Schlange, dann kam die Wirtschaftskrise. Jetzt geht es wieder steil aufwärts: Die Zahl der freien Stellen für Ingenieure ist deutlich gestiegen.
„Ein Abschluss als Ingenieur ist derzeit nahezu eine Jobgarantie“, sagt Willi Fuchs vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in Düsseldorf. So gab es nach Berechnung des VDI im Januar 72 100 offene Stellen für Maschinenbauer und andere Ingenieure. Ein Jahr zuvor waren es erst 47 600 - damit ist die Zahl jetzt anderthalb mal so hoch.
Werden freie Jobs und arbeitslose Fachkräfte gegeneinander aufgerechnet, ergab sich im Januar ein Bedarf von 49 100 Ingenieuren. Damit ist die Fachkräftelücke binnen eines Jahres mehr als doppelt so groß geworden. Sie sei inzwischen sogar größer als vor der Krise, erklärt Fuchs. Im Juli 2008 fehlten erst 47 355 Fachkräfte.
Entsprechend schnell finden Absolventen einen Job. Laut dem Branchenverband VDE brauchen vier von fünf angehenden Elektro-Ingenieuren weniger als zehn Bewerbungen, um eingestellt zu werden.
Besonders Maschinen- und Fahrzeugbauer würden wieder „händeringend“ gesucht, sagt Fuchs. In dieser Sparte kam der VDI im Januar auf 26 700 offene Stellen - rund 56 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ähnlich groß ist der Zuwachs bei Jobangeboten für Elektro-Ingenieure, von denen Anfang des Jahres 15 900 verzeichnet wurden.
„Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau konnte 2010 seine Produktion um 8,8 Prozent steigern“, erklärt Thomas Lindner vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt am Main. „Die gute Performance Deutschlands schlägt sich natürlich auch in der Beschäftigtenentwicklung unserer Branche nieder.“ So wollen die Maschinenbauer in diesem Jahr 20 000 neue Arbeitsplätze schaffen.
Allerdings gibt es große regionale Unterschiede: Die meisten Stellen für Ingenieure gibt es laut VDI derzeit in Baden-Württemberg (16 200), Nordrhein-Westfalen (14 100) und Bayern (10 500). Deutlich weniger sind es zum Beispiel in den ostdeutschen Ländern.
Auch auf längere Sicht sind die Aussichten gut. Das kommt Studienanfängern zugute, die sich jetzt für ein Ingenieurfach entscheiden. „Wir haben ein Durchschnittsalter von 50 Jahren bei Ingenieuren“, sagt Fuchs. „In den nächsten zehn Jahren werden daher bis zu 450 000 in den Ruhestand gehen.“
Auch der VDE rechnet damit, dass sich die Fachkräftelücke stark vergrößern wird: So werden bis 2020 voraussichtlich 11 Prozent weniger junge Elektro-Ingenieure die Hochschulen verlassen, aber 22 Prozent mehr Fachkräfte aus dem Beruf ausscheiden als derzeit. Hinzu komme, dass viele ausländische Absolventen in ihre Heimat zurückkehren. „Die Ingenieurlücke fällt weitaus größer aus, als es die Absolventenzahlen nahelegen“, erklärt der VDE-Vorstandsvorsitzende Hans Heinz Zimmer in Frankfurt am Main.
Die Fachkräfte von morgen sollten dabei nicht nur etwas von Technik, sondern auch von der Wirtschaft verstehen. Laut VDMA sucht mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Maschinen- und Anlagenbauer Ingenieure auch für Vertriebsaufgaben. Auch auf neue Technologien müssen Berufseinsteiger sich einstellen: Elektromobilität, Solar- und Windenergie seien Branchen mit „Riesenpotenzial“ für Ingenieure, sagt Willi Fuchs. „Das sind Bereiche, wo sich der Maschinenbau hinentwickelt, und die brauchen natürlich junge Leute.“