Kinder-Uni: Nachwuchsforscher auf Autogrammjagd
Dresden (dpa) - Die Idee der Kinder-Uni boomt in Deutschland. Während in Dresden bereits das zehnjährige Bestehen gefeiert wird, etabliert sich das Angebot auch an kleinen Hochschulen.
Fritz ist zwar erst elf Jahre alt, aber schon längst Student - mit Ausweis und Studienbescheinigung nach jedem Semester. „Die Professoren zu erleben und in diesem riesigen Hörsaal zu sitzen, das fühlt sich cool an“, sagt er. Fritz Baier „studiert“ an der Kinder-Universität Dresden. Die Stars sind hier die Professoren, ihre Fans die Nachwuchswissenschaftler von morgen: „Unsere Kinder-Uni feiert in diesem Jahr ihr Zehnjähriges. Für uns ist es eine Erfolgsgeschichte“, sagt die Projektverantwortliche der Technischen Universität (TU) Dresden, Katharina Leiberg.
Gemeinsam mit dem Deutschen Hygiene Museum Dresden organisiert die TU jedes Semester fünf Vorlesungen. Seit Anfang März können sich Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren für das Sommersemester anmelden. Fritz verfolgte in den vergangenen drei Jahren jede Vorlesung mit seinem Bruder oder Freunden. Seine Mutter Katrin durfte wie alle Begleiter der Kinder nicht mit ins Audimax, sondern sah die Veranstaltungen in einem zweiten Hörsaal auf einer Leinwand. „Die strahlenden Gesichter danach sind das Schönste. Dann stehen die Kinder nach Autogrammen bei den Professoren an und sind wahnsinnig stolz.“
950 Kinder schreiben sich pro Semester in Dresden für das kostenfreie Angebot ein und lauschen drei Vorlesungen an der TU und zwei im Hygiene Museum. Auch in der Semperoper war die Kinder-Uni schon zu Gast, ein Highlight in der zehnjährigen Geschichte. „Wir sehen es als ideale Ergänzung zum Schulunterricht, weil die Kinder mal die Schule verlassen zum Lernen und Professoren als Identifikationsfiguren erleben. Mindestens eine Veranstaltung wird von einer Frau gehalten, damit auch Mädchen das Gefühl bekommen, den Weg als Wissenschaftlerin einschlagen zu können“, sagt Leiberg.
Seit zwei Jahren versuchen die Projektverantwortlichen, auch mehr Jungen und Mädchen aus sozial schwächeren Familien für die Kinder-Uni zu gewinnen. „Wir arbeiten mit den Schulsozialarbeitern zusammen, die den Kindern von dem Angebot erzählen und sie auch begleiten. Noch ist das Projekt eine kleine Pflanze und wir hoffen, dass es bald noch stärker angenommen wird.“
Die Idee der Kinder-Uni boomt deutschlandweit. 2002 wurde sie in Tübingen und Innsbruck zeitgleich aus der Taufe gehoben. Es entstand ein völlig neues Veranstaltungsformat an Hochschulen, mit dem Berührungsängste abgebaut werden sollen. Auch an den sächsischen Universitäten hat sich die Kinder-Uni zu einer festen Institution entwickelt. Bis zu 1700 Kinder pro Semester zieht es an die Kinder-Uni in Chemnitz; in Leipzig begeisterte im vergangenen Jahr der erste Deutsche im Weltall, Sigmund Jähn, die Nachwuchsforscher.
Auch an kleinen Hochschulen etabliert sich die Idee. „Wir sind im Wintersemester 2013/14 mit der Kinder-Uni gestartet und alle Vorlesungen waren auf Anhieb mit 300 Besuchern ausgebucht“, sagt Sascha Vogelsang, Sprecher der Westsächsischen Hochschule Zwickau.
„Wissen mit Biss - Notruf aus der Mundhöhle“, „Küssen die in echt? - Wie eine Theaterinszenierung entsteht“ oder „Die Fernerkundung der Erde aus dem Weltall“ - so lauten einige der Themen des Sommersemesters an der Dresdner Kinder-Uni. Auf letzteres bereitet sich gerade Professor Bernd Teichert von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW) vor. „Für mich wird es etwas völlig Neues, vor Kindern zu sprechen. Wahrscheinlich werde ich aufgeregter sein als die Kleinen.“ Am Ende stehen die Kinder vielleicht auch bei ihm Schlange für ein Autogramm.