Konflikt mit dem Chef: Aufrechte Haltung und ein scharfer Blick
Experten geben Tipps, wie man sich in Konflikten mit dem Chef behauptet.
Düsseldorf. Vor den Augen der Kollegen vom eigenen Chef vorgeführt zu werden - was Michael Offer, Pressesprecher von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, widerfuhr - kann jedem passieren.
Offer zog die Konsequenzen - der Beamte bat um Versetzung und wird weiter für das Ministerium arbeiten. Doch wie verhält sich der Arbeitnehmer, wenn der Chef sich im Ton vergreift?
Christian Sauer, Mediencoach, rät, in solchen Situationen ruhig zu bleiben und keinesfalls zurückzukeifen. "Die Pflicht zur Loyalität gegenüber dem Chef bleibt bestehen, ich darf nicht mit gleicher Münze zurückzahlen."
Durch Gestik und Mimik könne man in solchen Situationen deutlich machen, dass das Verhalten des Chefs nicht akzeptiert werde. "Eine aufrechte Haltung, ein gerader Rücken und dem Chef vielleicht eine Sekunde länger als üblich in die Augen blicken - das kann schon eine Wirkung erzielen", sagt Sauer.
Ob nach dem Vorfall das Gespräch mit dem Chef gesucht wird, hängt nach Ansicht von Supervisorin Lioba Heinzler davon ab, wie belastend die Situation ist.
Besteht Klärungsbedarf, sollte das Gespräch unter vier Augen und immer auf sachlicher Ebene stattfinden. "Vorwürfe und Drohungen, wie etwa Kündigung, sollten vermieden werden", sagt Heinzler. Ihr Ratschlag: "Dem Chef deutlich machen, dass eine Grenze übertreten wurde. Oft ist er sich dessen nicht bewusst."
Ist die "Grenzüberschreitung" aus Sicht des Arbeitnehmers zu massiv, kann er rechtliche Konsequenzen ziehen, etwa den Chef abmahnen und bei einer Wiederholung solcher Vorfälle mit der Kündigung drohen.
"Es wäre auch möglich, bei einer fristlosen Kündigung Schadensersatz für den entgangenen Lohn zu fordern", sagt Michael Eckert, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Eine solche Forderung habe aber nur Aussicht auf Erfolg, wenn es sich nicht nur um verbale, sondern auch um körperliche Übergriffe handele.