Lärm im Büro - Informationsfetzen stören die Konzentration
Düsseldorf (dpa/tmn) - Schnatternde Kollegen, klappernde Tastaturen und brausende Lüftungen - im Büro kommen viele Geräusche zusammen. Für die Konzentration kann das abträglich sein - außer, man blendet die Geräusche aus.
Der Lärmpegel in Großraumbüros wird für manche Arbeitnehmer zur echten Belastung. Ob sich jemand besonders gestört fühlt, hängt stark von der individuellen Lärmempfindlichkeit ab. „Das ist durchaus sehr unterschiedlich“, sagt Gert Notbohm, Lärmexperte bei der Deutschen Gesellschaft für Akustik (DEGA), anlässlich des Tags gegen Lärm am 24. April. Manche fühlen sich schon gestört, wenn andere den Lärm noch gar nicht als solchen wahrnehmen. Bei einem Geräusch sind sich aber alle einig: Wenn Informationsfetzen ins Ohr dringen, lenkt das ab. „Wenn es nur ein Rauschen ist, stört es nicht so, wie wenn einzelne Geräusche herausstechen“, sagt Notbohm.
Gegen diese einzelnen Geräusche helfen am besten: andere Geräusche. Zum Beispiel Musik, mit der sich die Betroffenen über Kopfhörer von den Informationsfetzen abschirmen. „Dann ist der Schallpegel zwar der gleiche, aber es ist weniger störend“, erklärt Notbohm.
Das Prinzip Geräusche mit Geräuschen überdecken lebt auch davon, dass Menschen komplette Stille nicht zwangsläufig besser vertragen als ein Hintergrundrauschen. „Totale Stille hat auch etwas Beunruhigendes“, sagt Notbohm. Sie sei relativ lebensfern. Selbst auf dem Land gebe es ständig Geräusche, vom Vogelzwitschern bis zum Pfeifen des Windes.
Einer Studie der Universität Chicago zufolge entstehen kreative Ideen bei moderatem Hintergrundlärm sogar besser. So erbrachten die Probanden bis zu einer Lautstärke von 70 Dezibel bessere kreative Ergebnisse als bei 50 Dezibel. Für die meisten Großraumbüros sind das gute Nachrichten: Dort werden 60 Dezibel oft überschritten - „aber man kann trotzdem zurechtkommen“, sagt Notbohm.
Zu laut ist allerdings kontraproduktiv. Vor allem bei Aufgaben, die eine hohe Konzentration erfordern: „Je höher die Konzentrationsanforderung ist, desto besser ist es für die meisten Leuten, wenn es stiller ist“, sagt Notbohm. Ohrstöpsel sind dann die einfachste Lösung. Schwieriger ist der Versuch, Kommunikationsregeln für das Büro aufzustellen. Gespräche unter Kollegen sollten wenn möglich in die Kaffeeküche verlegt werden. Außerdem können sich die Kollegen auf einen Zeitraum einigen, in dem Telefonate tabu sind - soweit das eben geht.
Zusätzlich helfen Meditation und Autogenes Training. Denn: „Es hängt ein bisschen von einem selbst ab.“ Wer sich sagt: „Ich schalte meine Ohren ab“ und sich klar macht: „Ich bleibe mit meiner Aufmerksamkeit bei dem, was ich tue“, könne die Gespräche der Kollegen teils ausblenden.
Beschweren sich mehrere Kollegen über zu starken Lärm im Großraumbüro, stimme wahrscheinlich mit der Akustik etwas nicht, sagt Notbohm. Dann könne über den Betriebsrat angeregt werden, das Büro schalldämpfend umzugestalten.