„Lunch Beat“: Tanzen in der Mittagspause
Bremen (dpa) - Manche Menschen tanzen in ihrer Mittagspause lieber in einem Club, anstatt in der Kantine zu essen. „Lunch Beat“ heißt das Konzept, das in Schweden seit zwei Jahren ein Renner ist und allmählich auch in Deutschland Anhänger findet.
Um Punkt 12.00 Uhr strömen immer mehr Leute ins „noon“, ein temporäres Café in der Bremer Innenstadt. Ein Tanzbereich ist abgedunkelt, unter der Decke dreht sich eine Discokugel, und aus den Boxen wummern die Bässe. Der DJ spielt House-Musik, während der Betreiber des „noon“, Christian M. Leon, hinter der Theke die zahlreichen Kaffeebestellungen abarbeitet und die Gäste sich an den frischen Gemüsespießen und belegten Laugenbrötchen bedienen.
Zunächst stehen viele noch etwas verhalten am Rand der Tanzfläche oder sitzen an Tischen und unterhalten sich. „Ich will gleich aber auf jeden Fall tanzen“, sagt die Studentin Sophia Gründelbach. Die 21-Jährige räumt ein, dass sie das ein wenig Überwindung kostet. „Aber wenn ich den Anfang mache, ziehen sicher viele nach.“ Keine Viertelstunde später ist das Eis gebrochen, und etwa 15 Leute schwingen ihre Hüften im Takt der Bass Drum. Tobias Meyer, Redakteur einer Bremer Medienagentur, tanzt zusammen mit zwei Kolleginnen und ist schon das zweite Mal beim Bremer „Lunch Beat“ dabei. „Zum Abschalten ist das wirklich gut, danach hat man den Kopf erst mal frei“, sagt der 22-Jährige.
Die Idee zu dieser Art der Mittagspause hatte vor drei Jahren die Schwedin Molly Ränge (29). Was anfangs in einer Garage in Stockholm begann, entwickelte sich schnell zu einem angesagten Event mit rund 600 Gästen monatlich. Mittlerweile gibt es den „Lunch Beat“ in mehr als 55 Städten in der ganzen Welt. Ränge erlaubt jedem, ihr Konzept zu kopieren, vorausgesetzt die von ihr aufgestellten Regeln werden dabei eingehalten. So sind zum Beispiel Alkohol und Gespräche über die Arbeit verboten, Tanzen ist hingegen für jeden, zumindest beim ersten „Lunch Beat“, Pflicht.
In deutschen Großstädten gab es die erste Veranstaltung dieser Art vor rund anderthalb Jahren. In Hamburg machten Inken Meyer und Dan Weigl im April 2012 den Anfang und forderten ihre Gäste im „Fundbureau“ bei leichten Snacks und Getränken zum Tanzen auf. „Der Lunch Beat wurde von unseren Gästen gut angenommen, auch auf den folgenden Veranstaltungen kamen jeweils zwischen 100 und 150 Leute“, sagt Meyer. Wichtig sei es, dass die Location etwas abgedunkelt sei, so dass auch am hellen Tag eine Clubatmosphäre entstehe. „Dann merken die Gäste beim Tanzen bald gar nicht mehr, dass sie nur ein Wasser und kein Bier in der Hand halten“, sagt Meyer.
In Bremen ist die Anzahl der Gäste noch vergleichsweise gering, aber der Veranstalter ist mit der Tanzstunde am Mittag zufrieden. Die Idee, den „Lunch Beat“ nach Bremen zu holen, hatte Leon, als er im niederländischen Groningen das Konzept kennenlernte. „Die Stimmung ist einfach total super“, sagt der 31-Jährige. Und so sollen die Bremer auch weiterhin jeden letzten Donnerstag im Monat in ihrer Mittagspause tanzen können.