Beat Wismers triumphaler Abschied

Der Freundeskreis des Museums Kunstpalast organisierte dem scheidenden Generaldirektor eine tolle Auktion — bei der 268 000 Euro er.

Foto: Wilfried Meyer/Agentur Fürstenberg

So eine Abschiedsfeier für einen Museumschef hat Düsseldorf noch nicht erlebt. Während Jean Hubert Martin im Streit aus dem Ehrenhof geschieden war und Sally Schöne ohne ein Grußwort die Leitung des Hetjens-Museums abgegeben hatte, lud der Freundeskreis des Museums Kunstpalast am Samstag zum fünfstündigen Fest für Beat Wismer.

Der Robert-Schumann-Saal, normalerweise der Kammermusik vorbehalten, verwandelte sich in einen riesigen Ess-Salon. Bei Schaumsuppe von Herbstkräutern und gebratenem Kalbsrücken mit Schalotten und Lorbeerjus wurde diniert, geredet und Kunst gekauft, wobei eine Versteigerung das sensationelle Ergebnis von 268 200 Euro erzielte.

Es war ein Defilee von 200 VIPs aus dem Kunstbereich. Unter ihnen befanden sich Andreas Gursky, der seinen Abschied als Professor an der Kunstakademie vorbereitet, und Christian Megert, der eine große Ausstellung in der Akademiegalerie erhält. Candida Höfer kam, die sich vor einigen Jahren im Ehrenhof mit einer Fotoausstellung präsentiert hatte, sowie der ehemalige Becher-Schüler Elger Esser. Museumschefs aus Essen und Bonn kamen angereist.

Während Oberbürgermeister Thomas Geisel seinen Museumsmann zum letzten Mal lobte, verkrümelte sich der ehemalige Kulturdezernent Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff in den Hintergrund, ist doch das von ihm geschaffene Konzept einer Public Private Partnerschaft mit Eon nicht aufgegangen.

Geisel und Wismer schienen ein Herz und eine Seele zu sein. Das verwundert, musste doch Wismer viele Enttäuschungen hinnehmen. Dazu gehört, dass er nicht das NRW-Forum erhielt, wo er die Fotografie präsentieren wollte. Mehr noch, von den zehn Jahren seiner Amtszeit blieb der Sammlungsbereich fast acht Jahre lang geschlossen. Oberbürgermeister Geisel quittierte das Debakel mit der Dachsanierung als ein „grandioser Beschäftigungsprogramm für Juristen“. Immerhin: Ende 2018 wird das Dach saniert sein, 2019 ist Neueröffnung im zweiten Obergeschoss des Museums.

Unter den Festrednern erwies sich Barbara Til als Lichtblick. Die Sammlungsleiterin schilderte, wie die Mitarbeiter schriftlich erfuhren, wer ihnen als Generaldirektor beschert wurde. Der Vorname Beat habe an Beat-Musik denken lassen. Sie sah schon einen Chef mit Silbersticker im Ohr vor sich. Im köstlichen Extempore erklärte sie, wie dieser Schweizerdeutsche „ganz anders tickt“, seine „gewisse Langsamkeit“ sei gewöhnungsbedürftig gewesen. Dafür habe er die Präzision einer Schweizer Uhr besessen. Es gab immer „klare Ansagen“, die man erfüllen musste. Wismer besitze einen natürlichen Charme, Leute für seine Ideen zu erwärmen. So habe er Bilder und Fördergelder bekommen.

Seinen Eigenwillen bewies er an diesem letzten Abend in Zusammenarbeit mit Georg F. Thoma vom Freundeskreis. Er hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, seinem Ausstellungsraum ein Bild von Günter Förg hinzuzufügen, für stattliche 250 000 Euro. Die tollkühne Idee: Eine Auktion, für die Künstler und deren Galeristen spenden sollen, sollte das dafür nötige Geld liefern.

Manche Künstler zogen sich aus der Affäre, indem sie Siebdrucke einreichten. Wäre da nicht Thomas Schütte gewesen. Der trennte sich von zwei kleinen Bronzen, die allein 174 000 Euro brachten und übers Telefon an einen betuchten Sammler aus Essen gingen. Doch auch der Museumsverein bot mit. So bleibt der Busenengel aus Lebkuchen von Richard Lindner (Zuschlag 8000 Euro) der Eat-Art-Sammlung im Haus erhalten.

Lediglich Heinz Macks Pastellarbeit ging zurück. Ein Interessent hätte 19000 Euro gezahlt, der Zero-Künstler wollte jedoch 20000 Euro haben. Das Bild von Günter Förg aber hing schon vor der Versteigerung im Raum. Beat, der Glückliche, hat sein Ziel erreicht. Nun wechselt er als Kurator nach Zürich.