Wismers Abschied mit Abstraktionen

Der Generalintendant am Ehrenhof sagt Adieu mit einer sehr persönlichen Schau.

Wismers Abschied mit Abstraktionen
Foto: Christina Bolius/smkp

Düsseldorf. Besucherscharen treibt es derzeit in die grandiose Cranach-Ausstellung im Museum Kunstpalast. Wer sein Ticket gelöst und seinen Mantel abgegeben hat, nimmt kaum wahr, dass es hinter Kasse und Garderobe noch zwei Räume gibt, in denen es gleichfalls Sensationelles zu besichtigen gilt. Hier präsentiert Museumschef Beat Wismer seine letzte, selbst kuratierte Ausstellung. Sie trägt den Titel des Saxofonisten Ornette Coleman, „Beauty is a rare thing“.

Wismer ist ein Fan der geometrischen Kunst. Er hatte 1986 über Mondrians ästhetische Utopie geschrieben. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er zur Quadriennale 2014 Werke von Mondrian, Malewitsch, Mary Heilmann und Knoebel gezeigt, um das Weiterleben der abstrakten Geometrie zu demonstrieren. Daraus wurde nichts, weil sich Marion Ackermann mit Kandinsky, Malewitsch und Mondrian in der Kunstsammlung durchsetzte. So ist es für Wismer nun ein doppelter Abschied geworden, mit einer sehr persönlichen Auswahl. Zu sehen sind Werke von der frühen klassischen Moderne über die amerikanische Farbfeld-Malerei bis zum freien Umgang mit der Geometrie in der Gegenwart.

„Ich liebe das klare Denken in der geometrischen Kunst. Und dass man mit ganz wenig Elementen ganz große Gefühle auslösen kann“, sagt Wismer im Gespräch.

Eines der wichtigen Ankäufe in seiner Ägide war das Gemälde „M“ von Mary Heilmann (Jg. 1940), die in Mondrian ihr Vorbild in Gelb, Rot und Blau mit Weiß und einem schwarzen Band variiert. Nun kamen zwei Sessel-Ankäufe hinzu, die die Design-Abteilung bereichern, aber auch einen Farbakzent in der gegenwärtigen Malerei-Ausstellung bilden. Wer will, kann in den farbenfrohen Sesseln sogar Platz nehmen.

Ein wichtiger Vertreter der abstrakten Kunst ist der Düsseldorfer Imi Knoebel, der sich schon als Student von Joseph Beuys mit dem Werk des russischen Suprematisten Malewitsch beschäftigte. Dessen schwarzes Quadrat wurde zum Ausgangspunkt seiner eigenen Kunst. Das Pendant in Gestalt eines weißen Quadrats ist derzeit in der Kunsthalle zu bewundern. Knoebel bewegt sich souverän zwischen Malerei, Objektkunst und Installation und gibt sich dabei stets als kluger, formal strenger Zauberer der Farben.

Streifenbilder von Camillo Graeser, Winfried Gauls gegeneinander gesetzte Dreiecke, sensible Abstraktionen im Frühwerk von Rupprecht Geiger; Kenneth Nolands spitz zulaufende Farbfelder sowie der lustig und humorig balancierende „Tisch auf gelber Kugel“ von Reiner Ruthenbeck sind Beispiele für die Vielfalt in der Sammlung.

Die Ausstellung ist zugleich eine Hommage an Willi Kemp, den großen Mäzen des Hauses, der kürzlich 90 Jahre alt geworden ist.

Bis September bleibt Beat Wismer noch Chef am Ehrenhof. Bis dahin will eine Jury einen Nachfolger gekürt haben.