Mehr als nur schick im Lebenslauf: Sich an der Uni engagieren
Tübingen (dpa/tmn) - Eigentlich sollte sich jeder Student ehrenamtlich engagieren. Denn von freiwilliger Arbeit profitiert nicht nur die Allgemeinheit. Wer Zeit investiert, gewinnt: an Lebenserfahrung, an Freunden, an Perspektiven.
Und im Lebenslauf sieht's auch gut aus.
Ein Stück weit sei ihr Erfolg ein glücklicher Zufall, sagt Johannes Geibel. Die richtigen Leute hätten sich einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort getroffen. Was aus diesem Umstand innerhalb von fünf Jahren hervorgegangen ist, erstaunt ihn manchmal selbst. Die Studenteninitiative „Greening the University e.V.“ hat an der Universität Tübingen viel erreicht.
„Greening the University e.V.“ hat sich im Wintersemester 2007/2008 in Tübingen gegründet. Rund fünfzehn Hochschüler aus verschiedenen Disziplinen taten sich damals mit einer gemeinsamen Idee zusammen: Sie wollten das Thema nachhaltige Entwicklung an die Universität Tübingen bringen.
Heute druckt die Tübinger Universitätsverwaltung nur noch auf Recycling-Papier, und im Winter wird weniger stark geheizt. In der Lehre gibt es ein Studium Oecologicum, das Studenten sich als Schlüsselqualifikation für ihr Studium anrechnen lassen können. Und in der Forschung werden Abschlussarbeiten zum Thema prämiert. Für all diese Sachen gab „Greening the University e.V.“ den Anstoß.
Die Hochschüler von „Greening the University e.V.“ sind mit ihrem freiwilligen Engagement an der Hochschule keine Ausnahme. Rund zwei Drittel der Studenten engagieren sich neben dem Studium auch gesellschaftlich. Das geht aus einer Studie von Hochschulforscher Lars Fischer aus dem Jahr 2006 hervor.
Studenten engagieren sich heute jedoch anders an der Hochschule als früher. „Die Fachschaften, Asten oder hochschulpolitischen Gruppen spielen eine untergeordnete Rolle“, sagt Fischer. Studenten gründeten stärker eigene Initiativen und beackerten Themen eher punktuell.
Das bestätigt auch Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. „Das Engagement der Studenten ist sprunghaft, punktuell und es muss eine biografische Passung geben“, so Grob. So engagieren sich Medizinstudenten etwa häufig in Krankenhäusern oder bei Rettungsdiensten.
Gefragt nach den Gründen für ihr gesellschaftliches Engagement, haben viele Studenten neben idealistischen Motiven auch ihre eigene Karriere im Blick. Jeder zweite Student (53 Prozent) gab an, im gesellschaftlichen Engagement eine gute Möglichkeit zu sehen, sich weiterzuqualifizieren.
Glaubt man der Karriereberaterin Svenja Hofert, ist diese Hoffnung auch berechtigt: „Personaler schauen natürlich auf ehrenamtliches Engagement“, sagt sie. Habe jemand etwa über lange Jahre in der Fachschaft gearbeitet, beweise das Konsequenz.
Wollen sich Erstsemester engagieren, haben sie allerdings die Qual der Wahl: Vom Hochschulsport über die Hochschulpolitik bis zum studentischen Filmclub gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich einzubringen. „Bei der Auswahl würde ich vor allem danach gehen, was Spaß macht“, rät Grob.
Hochschulforscher Lars Fischer hält Spaß ebenfalls für wichtig. Er rät Studenten aber auch, einen praktischen Aspekt zu beachten. „Ich würde versuchen, über das Ehrenamt herauszufinden, was mir beruflich liegt.“