Outing im Job — Worauf homosexuelle Mitarbeiter achten sollten

Bonn (dpa/tmn) — Aus Angst vor einem Karriereknick verschweigen viele im Job, dass sie homosexuell sind. Doch die Heimlichtuerei ist auf Dauer anstrengend. Dabei stehen viele Firmen homosexuellen Mitarbeitern inzwischen offen gegenüber.

Bewerber müssen sie nur finden.

Aus seiner sexuellen Identität macht Guido Hunstig kein Geheimnis — auch nicht im Büro. „Wenn mich ein Kollege in der Kantine fragt, was ich am Wochenende gemacht habe, sage ich ihm einfach: Ich war mit meinem Mann unterwegs“, erzählt der 43-Jährige, der bei der Telekom als Teamleiter arbeitet.

So entspannt wie Hunstig ist längst nicht jeder. Viele Berufstätige trauten sich immer noch nicht, mit ihrer Homosexualität am Arbeitsplatz offen umzugehen, sagt Bernd Schachtsiek. Er ist Vorsitzender des Völklinger Kreises, einem Zusammenschluss schwuler Führungskräfte in Deutschland.

Angst vor Diskriminierung oder die Sorge, den Kollegen eine Angriffsfläche zu bieten — die Gründe, warum Homosexuelle ihre sexuelle Identität im Job verschweigen sind vielfältig. Dabei sind die Ängste Schachtsiek zufolge oft unnötig. Die tatsächlichen Reaktionen nach einem Outing seien meist weniger schlimm als erwartet.

Trotzdem ist Homosexualität nach wie vor ein Tabu-Thema in vielen Unternehmen — und Diskriminierungen sind nicht auszuschließen. Bewerber fahren deshalb gut, wenn sie sich die Firmen heraussuchen, für die Toleranz gegenüber Homosexuellen fest zur Firmenkultur gehört. Welche Firmen das sind, können Bewerber etwa auf der Karrieremesse „Sticks & Stones“ erfahren. Von Adidas bis Coca-Cola präsentieren sich dort jedes Jahr Unternehmen, die offen mit dem Thema Homosexualität umgehen. „Die Firmen wollen mit ihrer Teilnahme ein Zeichen für ihre eigenen Mitarbeiter setzen und eine offene Geisteshaltung demonstrieren“, sagt der Gründer Stuart Cameron.

Vor allem in großen international ausgerichteten Unternehmen finden homosexuelle Mitarbeiter in der Regel ein tolerantes Betriebsklima vor. „Wir legen Wert darauf, dass sich unsere Teams unterschiedlich zusammen setzen“, erzählt zum Beispiel Kerstin Pramberger, die bei der Deutschen Bank das Diversity Management leitet. Ganz anders sehe es dagegen manchmal in kleineren Unternehmen aus, erklärt Schachtsiek. Je nach Firmenkultur hätten es homosexuelle Mitarbeiter dort mitunter schwer. Auch Mitarbeiter in männlich dominierten Branchen oder in technischen Betrieben müssten sich häufig mit Vorurteilen herumschlagen.

Sind Berufstätige unsicher, ob der Arbeitgeber ihnen wegen ihrer sexuellen Identität Probleme macht, sprechen sie das Thema am besten schon im Bewerbungsgespräch an, rät Schachtsiek. Oft reiche es, kurz zu erzählen, dass man einen Partner habe. Wenn die Personaler dann empfindlich reagierten, sei es oft besser, den Job nicht anzunehmen.

Entscheidet man sich für ein Outing, lassen Firmenneulinge am besten im Gespräch mit Kollegen nebenbei die Wochenendausflüge mit dem Partner einfließen. Wichtig sei bei einem Outing, Verständnis für Reaktionen zu haben, die zunächst einmal unerwartet sind. Kommt zunächst ein blöder Kommentar, ist der zwar ärgerlich - häufig lässt er sich aber mit der Verunsicherung der Kollegen erklären. Arten die Bemerkungen jedoch in Mobbing oder Diskriminierung aus, sollten Mitarbeiter sich an den Vorgesetzten oder den Betriebsrat wenden.