Pause nach Plan - Den Chef vom Sabbatical überzeugen

München (dpa/tmn) — Ein Buch schreiben oder die Doktorarbeit vollenden: Viele Arbeitnehmer träumen davon, sich eine Auszeit vom Job zu nehmen. Die Arbeitgeber sind von einem Sabbatical meist nicht begeistert.

Doch von guten Argumenten lassen sie sich oft überzeugen.

Eine Auszeit vom Job zu machen und um die Welt zu reisen — das war schon lange Raoul Maiers Traum. Als Berater bei der Unternehmensberatung A.T. Kearney investierte er viel Zeit in verschiedene Projekte. Den richtigen Moment für eine Pause zu finden, schien daher schwierig. Doch nach einer Beförderung war für ihn der richtige Zeitpunkt gekommen. Er überzeugte seine Vorgesetzten und bereiste mit seiner Verlobten ein halbes Jahr lang die Welt. „Mir ist es wichtiger, mein Leben wirklich gelebt, als am Ende etwas mehr Geld auf dem Konto zu haben“, erklärt der 35-Jährige.

So wie Raoul Maier denken viele Arbeitnehmer. „Immer mehr Menschen haben das Bedürfnis nach einem sogenannten Sabbatical“, sagt Sabbatical-Coach Andrea Oder aus Berlin. Wer den Vorgesetzten von seinem Plan überzeugen will, muss jedoch gut vorbereitet sein. „Dazu gehört natürlich auch, dass man sich im Vorfeld überlegt, wie man die Auszeit finanziell überbrücken kann“, sagt die Karriereberaterin Ute Bölke aus Wiesbaden.

Ein weiterer wichtiger Punkt, über den sich Arbeitnehmer klar werden sollten, ist die Länge des Sabbaticals. Dabei kommt es natürlich in erster Linie darauf an, welchem Ziel die Auszeit dient. „Wer nur mal auftanken will, für den sind drei Monate vielleicht schon genug. Wer sich nach 30 Jahren im Berufsleben neu orientieren möchte, braucht unter Umständen auch ein Jahr“, erklärt Oder.

Sind all diese Punkte geklärt, sollte man das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen. Eines muss jedoch jedem klar sein: Einen Rechtsanspruch auf ein Sabbatical gibt es nicht. „Deshalb ist das Gespräch mit dem Chef auch der Dreh- und Angelpunkt“, betont Andrea Oder. Sie empfiehlt sogar, die Situation vorher mit Freunden durchzuproben. Wichtig sei es, eine Win-Win-Situation zu erreichen:
„Wenn ein Gewinn für die Firma sichtbar wird, hat der Vorgesetzte einen größeren Anreiz zuzustimmen“, erklärt Oder. Sei es, dass man nach der Pause wieder mit Elan zurückkehre oder Sprachkenntnisse dazugewinne — „auf die Argumentation kommt es an.“

Natürlich sei es möglich, dass man zunächst auf Ablehnung stoße. Antworten wie „Das hatten wir ja noch nie“ seien nicht ungewöhnlich. Gerade dann sollten Arbeitnehmer sich aber nicht entmutigen lassen, sondern signalisieren, dass man gerne an einer Lösung mitarbeite: Wen könnte man einarbeiten? Wer kann die Aufgaben übernehmen? Es sei wichtig, zu zeigen, dass einem die Arbeit am Herzen liege.

Das kann Raoul Maier bestätigen: Er musste seine Reise dreimal um ein paar Wochen nach hinten verschieben, weil immer wieder Projekte bei Kunden dazwischenkamen. „So habe ich aber gezeigt, dass ich die Firmeninteressen vorne anstelle — was auch meine Vorgesetzten zu schätzen wussten“, erzählt er.