Philosophie-Professor: Motivation von innen wichtig
München (dpa) - Banker-Boni und Burnout: Ein neuer Lehrstuhl für Philosophie und Motivation in München will sich mit ganz praktischen Gegebenheiten der Arbeitswelt befassen. Professor Brüntrup betont: Motivation muss von innen kommen.
Alles andere bringe nichts.
Motivierte Mitarbeiter bekommt man nach Ansicht des Philosophie-Professors Godehard Brüntrup nicht mit Strafandrohungen - und auch nicht mit Belohnungen. „So richtig Spaß macht die Sache, wenn die Motivation von innen kommt“, sagte Brüntrup, der den neu gestifteten Lehrstuhl für Philosophie und Motivation an der Hochschule für Philosophie in München leitet. „Das sollten die Banker vielleicht mal lernen mit ihren ganzen Boni.“
Wenn die innere Einstellung zum Job nicht stimme, brächten auch Belohnungen des Arbeitgebers nichts - ganz im Gegenteil. „Belohnungen wirken nicht lange.“ Psychologische Studien hätten gezeigt, dass sie dauerhaft sogar eher demotivierend wirkten. „Die Menschen halten ihre Aufgabe für entwertet, wenn sie sie nur machen, um dafür einen Bonus zu bekommen.“
In diesem Zusammenhang seien auch die Burnout-Erkrankungen zu sehen. „Diese entstehen normalerweise dadurch, dass eine externe Überforderung besteht. Dass ich mich nicht mehr selbst motiviere, sondern dass die Umstände mich treiben“, meint Brüntrup. „Burnout kommt oft aber auch dadurch, dass man versucht, alles mit der Willenskraft zu machen. Die ist aber wie ein Akku, der sehr schnell leer ist. Der Eisenfressertyp, der mit innerer Disziplin und den inneren Schweinehund überwindend versucht, seine Probleme zu bewältigen, der wird sehr schnell erlahmen und in den Burnout kommen.“
Wichtig sei es darum, immer wieder die eigenen Lebensziele zu hinterfragen. „Motiviert zu sein heißt, dass man mit sich selbst im Reinen ist. Man muss sich immer wieder fragen: Wo glüht denn in Dir irgendwo ein Feuer?“ Damit stelle sich die Grundfrage der Philosophie: „Erkenne Dich selbst.“ Wenn man das geschafft habe, müsse man auch nicht mehr alles mit Willenskraft machen. „Dann sprudelt es einfach aus einem heraus.“ Viele Menschen lebten unauthentisch. „Die lassen ihr Leben leben. Das Fernsehen gibt ihnen vor, was sie zu denken oder anzuziehen haben.“
Leider sei es aber nicht jedem gleichermaßen vergönnt, philosophisch sein Inneres zu erforschen, sagt der Jesuit Brüntrup. „Das Leben ist furchtbar ungerecht und die Chancen sind sehr ungleich verteilt. Aber gerade den Menschen, denen es nicht leicht gemacht wird, wollen wir mit der Philosophie und Motivation eine Kraftquelle eröffnen.“
Brüntrups Lehrstuhl, der von dem Münchner Unternehmer Erich Lejeune gestiftet wurde, wird am Dienstag (28. Februar) offiziell eingerichtet. Brüntrups Ziel ist es, „die Philosophie aus dem Elfenbeinturm herauszuholen“. „Wir wollen in der Wirtschaft bei der Charakterentwicklung helfen“, sagt er. „Ich hätte dieses Projekt nie gemacht, wenn es nur darum ginge, eine elitäre Führungsschicht dazu zu bringen, das Letzte aus sich rauszuholen.“