Rentenversicherung: Rehas bei Beschäftigten nehmen zu
Berlin (dpa) - Reha ist besser als Frührente, sagt die Rentenversicherung. Und gewährt heute 25 Prozent mehr Therapien als vor sieben Jahren. Dabei ist die Zahl körperlicher Beschwerden rückläufig, immer häufiger werden psychische Störungen diagnostiziert.
Die Zahl der Rehabilitationstherapien für Arbeitnehmer ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Wie die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV-Bund) mitteilte, nahmen die medizinischen Behandlungen seit 2005 von 880 000 um knapp 25 Prozent auf 1,1 Millionen zu.
Die Versicherer führen den Anstieg in erster Linie darauf zurück, dass die geburtenstarken Jahrgänge inzwischen in das Alter kommen, in denen Therapien notwendig werden, um wieder fit gemacht zu werden für den Beruf. Zudem steige „mit dem schrittweisen Einstieg in die Rente mit 67 und wegen des Wegfalls von Möglichkeiten, eine Altersrente frühzeitig in Anspruch zu nehmen, die Erwerbsquote älterer Menschen. Auch dies führt zu einem steigenden Rehabilitationsbedarf.“
Die Versicherer rechnen auch damit, dass sich die Nachfrage nach solchen medizinischen Hilfen in den nächsten Jahren weiter erhöhen werde, wie auch die „Süddeutsche Zeitung“ (Dienstag) berichtete. Während Behandlungen wegen körperlicher Beschwerden rückläufig seien, diagnostizierten die Ärzte immer häufiger psychische Störungen, die zu einer Rehabilitation führten.
Neben der medizinischen gibt es auch eine berufliche Reha. Hier verzeichnet die Rentenversicherung in den vergangenen sieben Jahren einen Anstieg von 220 000 auf knapp 270 000 Leistungen. Dabei geht es unter anderem um Umschulungen.
Im Schnitt sind Arbeitnehmer, die eine Reha bekommen, 50 Jahre alt. Sie dauert durchschnittlich 29 Tage und kostet laut „Süddeutscher Zeitung“ 3600 Euro. Vor sieben Jahren dauerte die Reha noch 31 Tage. 85 Prozent der Arbeitnehmer sind auch zwei Jahre nach Erhalt der Leistungen im Berufsleben. Das Prognos-Institut hatte ermittelt, dass die Gesellschaft für einen in die Reha investierten Euro fünf Euro zurückerhalte.
Das Geld für die Ausgaben ist seit 1997 gedeckelt. Die Berechnung des Budgets bemesse sich an der Entwicklung der Bruttolöhne der Arbeitnehmer. 2012 standen entsprechend knapp 5,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Rentenversicherung gab zwölf Millionen Euro mehr aus. Damit sei erstmals das Budget überschritten worden.
Die Koalition wollte den Angaben zufolge eigentlich den Spielraum für Ausgaben besser an die Altersstruktur der Arbeitnehmer anpassen. Die Pläne scheiterten aber mit dem gesamten Renten-Reformpaket, wie die Zeitung berichtete.
Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, forderte: „Der Reha-Deckel muss endlich weg. Rehabilitation muss uneingeschränkt gefördert werden.“ Trotz aller Sparbemühungen und einer sehr restriktiven Bewilligungspraxis habe die Rentenversicherung 2012 das Budget für Leistungen der beruflichen und medizinischen Rehabilitation überschritten.