Schriftsteller im Hauptberuf sind selten

Berlin (dpa/tmn) - Imre Török ist langjähriger Bundesvorsitzender des Verbands deutscher Schriftsteller - und auch selbst einer. Aber nicht nur: Török arbeitet unter anderem als Ghostwriter. Das ist nicht untypisch.

Autoren haben oft mehrere Standbeine.

Die wenigsten Autoren leben nur vom Veröffentlichen von Romanen oder Lyrik-Bänden. Klassische Standbeine sind die Arbeit als Schreibcoach oder als Drehbuchautor. Und etliche Schriftsteller haben einen ganz gewöhnlichen Erstberuf, sagte Imre Török.

Nimmt die Zahl der Autoren zu?

Imre Török: Die Zahl derer, die irgendwie schreiben, ist sicher gestiegen. Auch die Zahl der Publikationen wird größer und größer. Das ist im Prinzip auch eine gute Entwicklung. Aber sehr viele Autoren haben noch einen anderen Beruf und sind Anwalt, Arzt, Taxifahrer oder Gärtner. Es sieht schon anders aus, wenn es darum geht, mit dem Schreiben sein Geld zu verdienen.

Wie ist die Entwicklung da?

Imre Török: Der Kuchen ist jedenfalls nicht größer geworden, an dem alle knabbern wollen und die Zahl derer, die vom Schreiben leben können, auch nicht. Das ist nur ein kleiner Bereich: vielleicht zehn Prozent von allen, die schreiben.

Können wenigstens die ihre Miete bezahlen?

Imre Török: Die Bandbreite ist sehr groß. Es gibt natürlich Bücher, die sehr gut laufen, die stark gepusht und vom Verlag auch stark beworben werden. Andere Autoren müssen um jedes Tausend weiterer Exemplare bei der Auflage kämpfen. Der Großteil der Autoren muss sich warm anziehen.

Was heißt das?

Imre Török: Schriftsteller müssen Multitasking können und auf vielen Feldern arbeiten. Lesungen sind eine weitere Möglichkeit, Geld zu verdienen. Aber auch Nebenrechte spielen eine wichtige Rolle, etwa die an Übersetzungen.

Was ist unverzichtbar für den Erfolg als Schriftsteller?

Imre Török: Man muss sich im Literaturbetrieb auskennen, sich über Verlage und Strukturen informieren, wissen, was literarisch gefragt ist. Man muss aber auch viele Kontakte haben, Lektoren kennen. Klappern gehört zum Handwerk, auch für Schriftsteller. Andererseits sollte man sich als Autor darauf konzentrieren, ein gutes Manuskript zu schreiben, und 60 oder 70 Prozent seiner Energie in die Qualität der Texte investieren.

Kann man aus dem Stand heraus Erfolg haben?

Imre Török: Das ist sehr schwierig. Man müsste schon etwas Geniales hinlegen, damit man sicher sein kann, dass die Auflage hoch genug ist, um so viel Geld einzubringen, dass man davon längere Zeit leben kann. Vom Schreiben der ersten Zeile bis zum Veröffentlichen können schließlich gut und gerne drei Jahre vergehen.