Schwerbehinderte suchen drei Monate länger nach Job als andere
Bonn (dpa/tmn) - Bei der Jobsuche haben es Menschen mit Behinderung weiterhin deutlich schwerer als andere. Die Kluft ist sogar gewachsen, wenn es um die Dauer der Suche geht. Wer einen Job findet, fühlt sich aber im Unternehmen integriert.
Arbeitslose mit Schwerbehinderung suchen im Schnitt 95 Tage länger nach einem Job als Bewerber ohne Behinderung. Die Kluft ist sogar noch gewachsen: 2013 waren es noch 87 Tage. Zu diesem Ergebnis kommt das Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institutes. Die Zahl der Arbeitslosen mit Schwerbehinderung ist seit dem Vorjahr um rund 3000 auf 179 000 gestiegen (plus 1 Prozent). Gleichzeitig hat sich aber auch die Zahl der schwerbehinderten Erwerbstätigen erhöht. Die Arbeitslosenquote ist daher von 14,1 Prozent geringfügig auf 14,0 Prozent gesunken. Sie ist deutlich höher als der Anteil aller Erwerbspersonen: Er lag im November 2014 bei 6,3 Prozent.
Wer einen Job gefunden hat, bewertet die Situation im Unternehmen allerdings größtenteils positiv: Die Mehrheit der Arbeitnehmer mit Behinderung (88 Prozent) gibt an, entsprechend ihrer Qualifikation eingesetzt zu werden. Ihre Entwicklungsmöglichkeiten oder Aufstiegschancen im Unternehmen schätzen 70 Prozent „sehr gut“ oder „eher gut“ ein. Außerdem haben 95 Prozent der Befragten den Eindruck, dass sie innerhalb des Kollegenkreises voll akzeptiert sind.
Private und öffentliche Arbeitgeber mit 20 Mitarbeitern oder mehr sind dazu verpflichtet, mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten zu besetzen. Von den befragten Unternehmen dieser Größe mit Behinderten in der Belegschaft erfüllten 32 Prozent diese Quote jedoch nicht. In so einem Fall müssen Unternehmen einen Ausgleich zahlen. Die Mehrheit (74 Prozent) der Personalverantwortlichen glaubt allerdings, dass es keine generellen Leistungsunterschiede zwischen Beschäftigten mit Behinderung und denen ohne gibt.
Das Inklusionsbarometer basiert zum einen auf der Auswertung vorhandener statistischer Daten. Zum anderen liegt der Studie eine repräsentative Forsa-Umfrage zugrunde. Befragt wurden rund 800 Beschäftigte mit Behinderung und rund 400 Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen.