Science Slams: Bier, Musik und Wissenschaft
Raus aus dem Elfenbeinturm und rein ins Vergnügen: Das ist die Devise der Science Slams. In immer mehr Städten treten junge Wissenschaftler dabei im Wettstreit gegeneinander an. Für Akteure ist es eine gute Übung in Sachen Rhetorik.
Berlin/Tübingen (dpa/tmn). Es ist Samstagabend, lange nach 23.00 Uhr, aber der Hörsaal in der Technischen Universität (TU) Berlin ist randvoll. Aus den Boxen kommt Musik, dazu gibt es Bier. Der Science Slam beginnt gleich, ein Wettstreit unter Wissenschaftlern um den besten Vortrag. Für Studenten kann es sich lohnen, dabei mitzumachen: Die Teilnehmer schulen ihr rhetorisches Können, und die Zuschauer haben Spaß und können dabei einiges lernen.
Das Konzept ist simpel: Ähnlich wie bei Poetry Slams treten mehrere Teilnehmer etwa in der Kneipe gegeneinander an. Bei den Poetry Slams sind es Poeten. Bei den Science Slams junge Wissenschaftler. Zehn Minuten haben sie Zeit, um ihr wissenschaftliches Thema vorzustellen. Am Ende entscheidet der Applaus des Publikums darüber, wer gewinnt.
Oliver Meinhold ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Brauereitechnologie der TU Berlin. Er will an diesem Samstagabend mit dem Thema antreten: „Wie kommt der Hopfen ins Bier?“ Bei seinen Studenten sehe er immer, wie schwierig das ist, ein gutes Referat zu halten. „Es ist immer eine gute Übung, vor Publikum zu reden.“
Den meisten fällt es schwer, vor vielen Leuten zu sprechen. „Dagegen hilft nur Üben, Üben, Üben“, sagt Prof. Joachim Knape vom Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen. Er empfehle deshalb jedem, sich einmal auf einem Science Slam auszuprobieren. „Selbst wenn man es nicht hinkriegt, ist der Trainingseffekt da.“
Beim Publikum kommt es dabei gut an, wenn es in den Vortrag einbezogen wird, hat Gregor Büning beobachtet. Er ist der Veranstalter des Slams in der TU Berlin und hat mittlerweile elf Wissenschaftler-Kämpfe organisiert. „An den Science Slams mag ich, dass sie Lernen und Lachen verbinden.“ Knape glaubt, dass es wichtig ist, die Zuhörer dort abzuholen, wo sie stehen. „Als Wissenschaftler muss ich für einen solchen Vortrag ein Thema wählen, dass ein breites Interesse wecken kann.“
Oliver Meinhold hat so ein Thema ausgesucht. „Wie kommt der Hopfen ins Bier?“ ist eine Frage, die dem Publikum naheliegt. Trotzdem wirkt er ein wenig unsicher, als er die Bühne betritt. Nüchtern fasst er zusammen, wie der Hopfen ins Bier kommt. Das Publikum rutscht auf den Stühlen herum. „Zusammenfassungen sind nicht gut geeignet für eine Rede“, erklärt Knape. „Pfiffiger ist es immer, eine steile These zu vertreten. Dann hat man für die Rede auch gleich eine Dramaturgie.“
Gregor Büning hat beobachtet, dass die Vorträge vor allem dann schiefgehen, wenn sie das Publikum überfordern. „Es ist schlecht, wenn sich jemand völlig in den Details seines Themas verliert.“ Schwierig sei auch, wenn ein Redner Fachwörter verwendet, die nur die Experten im Raum verstehen.
Das Publikum verabschiedet Meinhold schließlich mit einem freundlichen Applaus. Denn am Ende wird jeder Teilnehmer für seinen Mut belohnt. „Ausgepfiffen wird hier niemand“, sagt Büning.