Berufsziel Lehrer: Abiturienten müssen gut wählen
Berlin (dpa) - Abiturienten, die den Lehrerberuf anstreben, müssen sich in den nächsten Jahren besonders intensiv über ihre späteren Einstellungschancen informieren. Denn Lehrermangel besteht nur in bestimmten Fächern, sagt Bildungsforscher Klaus Klemm.
„Für bestimmte Fächer, vor allem Mathematik und Naturwissenschaften, fehlt der Lehrernachwuchs“, sagte Klaus Klemm. „Auch an den Berufsschulen gibt es weiter gute Einstellungschancen.“ Bei Deutsch- oder Geschichtslehrern an Gymnasien sei dagegen ein Überangebot von Bewerbern zu befürchten, warnte der Bildungsforscher.
In diesem Herbst werden so viele junge Menschen wie noch nie ein Studium aufnehmen. Hintergrund sind besonders geburtenstarke Schulabgänger-Jahrgänge sowie in einigen Ländern doppelte Abiturientenklassen wegen der Schulzeitverkürzung im Gymnasium. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte unlängst eine Prognose über den künftigen Lehrerbedarf vorgelegt. Danach wird es in den nächsten zehn Jahren für die Gymnasien fast 40 000 Nachwuchspädagogen mehr geben, als die Länder einstellen wollen. Gleichzeitig mangelt es an Pädagogen für Berufsschulen und Förderschulen - ebenso auch in den neuen Bundesländern.
Die Kultusminister-Prognose geht davon aus, dass bundesweit bis 2020 jährlich rund 28 000 Junglehrer neu in den Schuldienst der Länder eingestellt werden. Der Bildungsforscher: „Damit brechen die Länder ihr 2008 beim Bildungsgipfel gegebenes Versprechen, die Einsparungen durch den Schülerrückgang für Qualitätsverbesserungen in den Schulen zu nutzen.“ Wollte man die derzeitige Zahl der Lehrer in Deutschland mit knapp 800 000 konstant halten - etwa um die Schulklassen zu verkleinern, den Ganztagsunterricht auszuweiten und die individuelle Förderung der Schüler zu verbessern - dann müssten 36 000 Lehrer pro Jahr neu eingestellt werden, so der Wissenschaftler.
„Wer sich allerdings den Lehrerberuf als Wunschberuf ausgesucht hat, soll sich nicht abschrecken lassen - aber mit Bedacht Fächerkombination und Schulform wählen“, rät Klemm den angehenden Studenten.