Selbstausbeutung im Job: Was typische Alarmsignale sind
Berlin (dpa/tmn) - Arbeiten Mitarbeiter häufiger am Wochenende oder gehen krank ins Büro, sollten sie das kritisch hinterfragen. Mancher findet es normal, nach fünf Tagen im Job noch an den freien Tagen etwas dafür zu erledigen.
Wer regelmäßig die eigenen Belastbarkeitsgrenzen überschreitet, werde auf Dauer krank, sagt Prof. Andreas Krause in der Zeitschrift „Psychologie Heute“ (Ausgabe Oktober/2015). Er beobachtet ein Phänomen, dass er „interessierte Selbstgefährdung“ nennt. Mitarbeiter beuten sich mehr oder weniger freiwillig selbst aus und leisten weit mehr, als die Firma verlangt.
Prof. Krause führt das auch darauf zurück, dass Betriebe Angestellten heute mehr Autonomie zugestehen als früher. Wie jemand die Arbeit erledigt, ist Vorgesetzten nicht so wichtig. Die Hauptsache ist, dass das Ergebnis stimmt. Gleichzeitig reichen sie den Druck - etwa durch Kundenwünsche - direkt an die Arbeitnehmer weiter. Die Mitarbeiter wiederum sind dankbar für größeren Freiheiten, etwa bei der Arbeitszeitgestaltung. Sie sind deshalb sehr engagiert. Gleichzeitig spüren sie den Druck und leisten deshalb freiwillig mehr.
Anzeichen für eine „interessierte“ Selbstgefährdung sind zum Beispiel, wenn Mitarbeiter trotz Krankheit zur Arbeit kommen, länger als elf oder zwölf Stunden arbeiten, ohne dass das angeordnet ist oder sie auf die Mittagspause verzichten. Wer solche Verhaltensweisen von sich kennt, sollte prüfen: Gibt es typische Situationen, in denen man sich so verhält? Was sind die Vorteile für einen selbst? Was die Nachteile? Nach der Kosten-Nutzen-Analyse überlegt man dann am besten, ob man das selbstgefährdende Verhalten reduzieren möchte und was man bereit ist, dafür in Kauf zu nehmen.