Studenten klagen über Druck - sind aber zufrieden

Berlin (dpa) - Studienalltag heute: Zwar klagen die Studenten zunehmend über Leistungsdruck und häufige Prüfungen. Mit den Studieninhalten sind sie aber überwiegend zufrieden. Bei der Berufswahl steht die Sicherheit des Arbeitsplatzes oben an.

Jeder zweite Student an einer Universität klagt heute über hohe Leistungsanforderungen und macht sich Sorgen, ob er sein Studium erfolgreich beenden kann. Dabei werden vor allem die Stoffmenge und der straffer gewordene Prüfungsrhythmus in den neuen Bachelor-Studiengängen als Belastung empfunden. Das sind Ergebnisse der am Dienstag (15. März) in Berlin vorgestellten jüngsten Studentenbefragung der Konstanzer Hochschulforscher Tino Bargel und Michael Ramm im Auftrag des Bundesbildungsministeriums.

Die Befragung zeigt aber auch, dass die große Mehrheit der Studierenden insgesamt mit der inhaltlichen Qualität des Studiums zufrieden ist. Der Gesamtaufbau der Studiengänge und die Art der Lehrveranstaltungen werden überwiegend als gut bezeichnet. Die Identifikation mit dem gewählten Studienfach ist laut Umfrage hoch. Nur wenige denken an Fachwechsel oder Studienabbruch.

„Ein gutes Examen ist für die Studierenden häufiger als früher sehr wichtig“, hob Bildungsstaatssekretär Thomas Rachel (CDU) bei der Präsentation hervor. Vor diesem Hintergrund kommt es den Studenten laut Umfrage heute nicht mehr so sehr darauf an, das Studium um jeden Preis schnell zu beenden.

Im Vergleich zu früheren Ergebnissen der seit Anfang der 80er Jahre regelmäßig vorgenommenen Umfragen haben sich auch die Ansprüche an den späteren Beruf gewandelt. Vor allem der Faktor „Arbeitsplatzsicherheit“ hat im akademischen Bereich stark an Bedeutung gewonnen.

Gut ein Viertel der Uni-Studenten gab an, mehr Lehrveranstaltungen zu besuchen, als laut Studienordnung nötig sind. Gleichwohl haben sich in den vergangenen Jahren die Klagen über zu hohe Anforderungen deutlich erhöht. Während 2001 erst 39 Prozent der Studierenden die Leistungsanforderungen als zu hoch empfanden, waren dies bei der jüngsten Umfrage 51 Prozent. An den Fachhochschulen haben die Klagen dagegen im gleichen Zeitraum weniger zugenommen (von 32 auf 39 Prozent).

Zweifel an ihrer eigenen Studierfähigkeit haben besonders häufig Jura-Studenten (42 Prozent). In den anderen Fächern machen sich zwischen 20 und 30 Prozent der Studierenden größere Sorgen, ob sie den Ansprüchen gerecht werden.

Nach wie vor bestimmt vor allem die soziale Herkunft darüber, ob ein Kind in Deutschland studiert. An den Universitäten haben 58 Prozent der Studierenden Eltern mit eigener Studienerfahrung. In der Medizin stammten im Wintersemester 2009/2010 sogar 63 Prozent der Studenten aus einer Familie, in der zumindest ein Elternteil selbst über einen Uni-Abschluss verfügte.

Der „Studierendensurvey“ der Konstanzer Hochschulforscher ist seit fast drei Jahrzehnten die umfassendste Langzeitstudie zur Studiensituation und studentischer Orientierung. Die jüngste Umfrage im Wintersemester 2009/2010 stützt sich auf die Antworten von 7600 Studenten.