Studium oder Lehre? Eine Entscheidungshilfe für Abiturienten

Hamburg (dpa/tmn) - Abiturienten haben die Qual der Wahl: Geht es an die Uni - oder lieber erst einmal für eine Ausbildung in einen Betrieb? Bei ihrer Entscheidung kann die Statistik helfen - doch vor allem sollten Jugendliche überlegen, was zu ihnen passt.

Es ist schon eine kleine Sensation: Erstmals werden in diesem Jahr in Deutschland mehr junge Menschen neu in ein Studium starten als eine Ausbildung im Betrieb aufnehmen. Rund 482 400 neue Lehrverträge zählen Industrie, Handel, Handwerk und freie Berufe zum gesetzlichen Bilanzstichtag 30. September. Das sind 20 500 oder 4,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Universitäten und Fachhochschulen rechnen dagegen in diesen Tagen fest mit der Neueinschreibung von etwa 500 000 Erstsemestern.

Studium oder Lehre - vor dieser Frage stehen nicht wenige Abiturienten. Viele machen ihre Entscheidung vor allem von Statistiken abhängig, sagt Svenja Hofert, die als Karrierecoach in Hamburg arbeitet. Sie verglichen etwa die Arbeitslosenquote von Akademikern mit der von Erwerbsfähigen mit Berufsabschluss. Die Statistik spricht dabei in der Regel für ein Studium. Solche Zahlen zu kennen, sei auch wichtig. Letztendlich sollten Abiturienten ihre Entscheidung aber vor allem davon abhängig machen, was besser zu ihnen passt. „Wenn ich mit Theorie nichts anfangen kann, und eher handwerklich arbeiten will, bin ich an der Universität verkehrt.“

Auch hänge die Entscheidung nicht nur von den individuellen Stärken, sondern auch von der Branche ab. So bietet es sich nach Hoferts Ansicht im Handwerk fast immer an, zunächst eine Lehre zu machen. Wer etwa bei einem Möbelhersteller arbeiten will, habe dort unter Umständen mit einer Lehre als Tischler bessere Karten als Absolventen mit einem Bachelor in Möbeldesign. Pauschal lasse sich das aber schwer sagen: Sie empfiehlt jungen Menschen deshalb, sich vorab genau zu informieren, ob in ihrer Traumbranche ein Studium, eine Lehre oder eine Kombination von beidem am ehesten von Vorteil ist.

Doch selbst wenn in der Branche eine Ausbildung gefragter ist, sollten Jugendliche sich klarmachen, dass ein Studium im Schnitt etwas mehr Sicherheit bietet. So lag die Arbeitslosenquote von Akademikern 2012 bei 2,5 Prozent - bei Menschen mit Berufsabschluss betrug sie dagegen 5 Prozent. Darauf weist Prof. Joachim Möller vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hin.

Hinzu komme der im Schnitt deutlich höhere Verdienst von Akademikern. So verdienen 40-jährige, männliche Vollzeitbeschäftigte in Westdeutschland mit Hochschulabschluss nach Berechnungen des IAB rund doppelt so viel wie Absolventen einer Berufsausbildung im gleichen Alter.