Traumberuf Apotheker? Was Studium und Job bringen
Berlin (dpa/tmn) - Apotheker genießen einen guten Ruf - ähnlich wie Ärzte. Häufig verdienen sie aber weniger. Dafür brauchen sie sich um die Zukunft wenig Sorgen zu machen: Sie sind gefragt. Mit einem miesen Abi allerdings ist kein Studienplatz zu bekommen.
Was das Ansehen angeht, können Apotheker beruhigt sein: 95 Prozent der Jugendlichen meinen, dieser Beruf sei verantwortungsvoll. Und 80 Prozent sind sich sicher, dass der Apothekerberuf auch in Zukunft krisensicher ist. Das ergab eine Umfrage der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).
Und in der Tat machen die Zahlen Mut: Laut der Bundesarbeitsagentur waren 2009 im Schnitt deutschlandweit nur 550 Apotheker arbeitslos. 58 000 Apotheker gibt es insgesamt in Deutschland, der Großteil - knapp 50 000 - arbeitet in öffentlichen Apotheken. Absehbar ist schon heute, dass die Stellensituation gut bleibt. Denn bis 2020 wird etwa jeder dritte Apothekeninhaber im Rentenalter sein, wie die ABDA vorrechnet. Werden die angestellten Apotheker mit eingerechnet, geht in den kommenden zehn Jahren jeder fünfte in den Ruhestand.
Außerdem ist schon klar, dass auf längere Sicht nicht mehr Nachwuchs kommt. Denn die Zahl der Studierenden im Fach Pharmazie ist mit bundesweit 12 000 seit langem konstant - Grund sind die begrenzten Laborplätze. Die Zahl könnte sich nur erhöhen, wenn die Institute merklich wachsen oder mehr Unis Pharmazie anbieten.
Die ABDA wirbt daher auch mit dem Spruch „Gesunder Beruf - gesunde Zukunft“ um Abiturienten. Doch die Hürden sind hoch: Je nach Bundesland ist für einen garantierten Studienstart eine Abinote zwischen 1,1 und 1,5 nötig. Ansonsten droht eine lange Wartezeit. Generell empfiehlt die ABDA interessierten Studierenden, dass ihre Stärken in den naturwissenschaftlichen Fächern liegen sollten. „Eine Niete in Mathe, Biologie und Chemie solltest Du also nicht unbedingt sein“, heißt es auf der ABDA-Internetseite „Studier' Pharmazie“.
Jedoch dürfte allein schon die benötigte Abinote gewährleisten, dass die Kandidaten fast in keinem Fach schwach sind. Darüber hinaus sollten angehende Pharmazeuten kontaktfreudig sein und Spaß am Umgang mit Menschen haben. Denn der Großteil wird in öffentlichen Apotheken arbeiten und daher viel beraten. Nur wenige Tausend kommen in Krankenhausapotheken, Industrie, Unis oder Verwaltungen unter. Für Spitzenjobs in der Forschung ist oft ein Doktortitel Bedingung.
Das Studium selber gilt als hart. Vielen Tagen im Labor schließen sich oft lange Phasen des Büffelns an. Acht Semester Regelstudienzeit sind erst die halbe Miete - es gilt drei Staatsexamina zu bestehen.
Und die Verdienstaussichten sind für angestellte Apotheker nicht rosig: Anfangs gibt es 3088 Euro brutto. Im elften Berufsjahr ist die höchste Tarifstufe erreicht: 3745 Euro. Zum Vergleich: Ein unter-30-jähriger Arzt bekommt als Angestellter eines kommunalen Krankenhauses laut Statistischem Bundesamt mehr als 4000 Euro brutto. Mit Mitte 40 sind es schon 7300 Euro - ein angestellter Apotheker hat da nur die Hälfte. Er verdient mit Mitte 40 nur 1000 Euro brutto mehr als ein Lokführer. „Dass ich als Angestellte nie über 4000 brutto kommen werde, frustriert nach dem harten Studium schon gewaltig“, sagt eine junge Apothekerin aus Niedersachsen.
Doch Geld ist ja nicht alles. „Arbeitsplätze in der Apotheke sind familienfreundlich, wohnortnah, und Teilzeitarbeit ist relativ leicht umsetzbar“, sagt ABDA-Sprecherin Ursula Sellerberg. Diese Vorteile liegen tatsächlich auf der Hand - allerdings sollten Interessenten schon vorher bedenken, dass viele Apotheken bis 20.00 Uhr öffnen und auch der Samstag ein ganz normaler Verkaufstag ist. Aufstiegschancen gibt es als Filialleiter - dann ist auch mehr Geld drin. Jedoch gilt für diese Apotheker die tarifliche 40-Stunden-Woche in aller Regel nicht mehr.
Bleibt das Modell eigene Apotheke - doch auch das wird zunehmend zum Wagnis: „Unsere Berufsaussichten sind heute eher gemischt“, sagt ein junger Apotheker aus dem Emsland. Nach einiger Zeit als Angestellter wagte er vor kurzem die Selbstständigkeit und kaufte eine ältere Apotheke. Die Kosten hätten in der Größenordnung einer Eigentumswohnung gelegen. Sein Vater hat im selben Ort seit Jahren eine Apotheke, später soll der Sohn beide weiterführen.
„Ich habe die Hoffnung, dass das klappt“, meint er. „Aber nur, wenn die Ärztedichte hier so bleibt.“ Denn Arztrezepte machten knapp drei Viertel seines Umsatzes aus. „Das ist ein üblicher Schnitt in ländlichen Regionen“, sagt der junge Apothekenbesitzer. „Ich mache das hier vor allem, weil ich diesen Job immer wollte, weil der Ort aus privaten Gründen stimmt und weil es mit Hilfe meines Vaters eine Perspektive gibt.“ Beide teilen sich Personal und kaufen gemeinsam ein. „Alleine hätte ich das nie gewagt, nicht in diesen Zeiten.“