Überleben im Job: So händelt man schwierige Chefs
Gräfelfing (dpa/tmn) - Der Chef flippt in Meetings aus oder kommt nicht auf den Punkt: So etwas kann den Arbeitsalltag mit Vorgesetzten zur Hölle machen. Experten erklären, wie man Veränderungen erreicht, ohne den Arbeitsplatz zu gefährden.
Chef flippt aus: Ein cholerischer Arbeitgeber ist für Angestellte die Pest - besonders, wenn sich die Wut gegen einzelne Personen und ihre Handlungen richtet. Mitarbeiter sollten versuchen, das Verhalten nicht persönlich zu nehmen. „Machen Sie sich klar: Der ist so, und das hat nichts mit mir zu tun“, sagt Michael Rossié, Kommunikationstrainer aus Gräfelfing bei München.
Gelingt das Prinzip „links rein, rechts raus“ nicht, suchen Arbeitnehmer am besten das Gespräch. Rossié empfiehlt, ein Hilfsangebot zu machen: „Lieber Chef, Sie haben sich gestern furchtbar aufgeregt, das hat mich sehr erschreckt. Kann ich etwas tun, damit so etwas nicht wieder passiert?“ Bei verbalen Totalausfällen ist es wichtig, Grenzen zu ziehen. „Sagen Sie freundlich, dass es bis hierhin okay war, Sie das Gespräch aber nun beenden und morgen weiterreden möchten.“
Chef zerredet alles: Laberrhabarberfaselsülz - Besprechungen werden zur echten Geduldsprobe, wenn der Chef nicht zum Ende kommt. Am besten ist es, den Vorgesetzten gemeinsam mit Kollegen darauf anzusprechen, sagt Karrierecoach Ute Bölke aus Wiesbaden. Dabei gilt die Regel: Erst mal loben! Mitarbeiter können sich etwa beim Chef bedanken, dass er in Meetings immer viel Input gibt. Dann weisen sie darauf hin, dass die Zeit knapp ist und nicht jeder zu Wort kommt. Und sie bieten an, eine Agenda einzuführen, damit Meetings klarer strukturiert werden.
Chef fordert ständig Überstunden: Noch eine Akte kurz vor Feierabend, Anrufe am Wochenende - manche Arbeitgeber verlangen ständige Bereitschaft. „Es hilft nichts. Hier muss man Grenzen setzen - und zwar je früher, desto besser“, erklärt Svenja Hofert, Karriereberaterin aus Hamburg. Sonst wird das Verhalten schnell zur Gewohnheit. Viele Arbeitgeber testen gezielt aus, wie weit sie gehen können. Wer sich dann freundlich, aber konsequent positioniert und sein Recht auf Freizeit einfordert, kann nicht selten sogar an Ansehen gewinnen: „Oft steigt der Respekt, wenn man Grenzen setzt.“
Chef bevorzugt Kollegen: Die Lieblingskollegin darf immer nettere Jobs machen oder früher nach Hause? Wer sich benachteiligt sieht, sollte das Gefühl erst einmal hinterfragen, rät Bölke. Manche Bevorzugungen haben einen guten Grund. „Vielleicht hat die Kollegin ein krankes Kind oder muss häufig zum Arzt.“ Oft sorgen Missverständnisse dafür, dass Neid unter Kollegen entsteht. Ist eine Bevorzugung ungerechtfertigt, haken Mitarbeiter beim Chef nach - etwa so: „Ich interessiere mich auch für die Tätigkeiten, die Kollegin XY macht. Was kann ich tun, um in diesem Bereich eingesetzt zu werden?“
Chef erklärt nichts: „Machen Sie mal“ - solche Anweisungen sind für Angestellte nicht immer hilfreich. „Es gibt Chefs, die stoßen einen ins kalte Wasser und erwarten, dass man sich dort zurechtfindet“, erläutert Hofert. Für manche Kollegen ist das kein Problem. Allen anderen rät Hofert, immer wieder nachzufragen und den Chef um Erläuterungen zu bitten. „Fragen Sie zum Beispiel, welche konkrete Erwartung der Chef an das Projekt hat. Oder bitten Sie um eine genaue Anleitung für das weitere Vorgehen.“