Und ewig lockt die Couch - Produktiv arbeiten im Homeoffice

Berlin (dpa/tmn) - Von zu Hause arbeiten - davon träumen viele. Die Arbeitszeit flexibel einteilen, statt von neun bis fünf im Büro zu sitzen. Doch nicht jeder kommt mit so viel Freiheit zurecht. Um zu Hause effektiv zu sein, braucht es in der Regel ein paar Tricks.

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Lange Arbeitswege, Stress im Berufsverkehr, Ärger im Büro: Darauf würde jeder gerne verzichten. Wer von zu Hause arbeitet, hat diese Probleme nicht. Doch das Homeoffice passt nicht zu jedem. Um in den eigenen vier Wänden genauso produktiv zu sein, wie in der Firma, braucht es viel Disziplin und ein straffes Zeitmanagement.

Von zu Hause aus zu arbeiten, ist inzwischen keineswegs selten: Jeder dritte Berufstätige macht das regelmäßig, hat eine repräsentative Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom von 2013 ergeben. Jeder Fünfte (21 Prozent) ist dabei täglich im Homeoffice tätig, jeder Zehnte (10 Prozent) immerhin an mehreren Tagen in der Woche. Vier von fünf Berufstätigen (79 Prozent) glauben, mit diesem Modell Job und Familie besser vereinbaren zu können.

Menschen, die von zu Hause aus arbeiten, haben oft auch weniger Zeitdruck und können sich den Tag flexibler einteilen, sagt der Psychologe Dietrich Manzey. Er arbeitet am Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft der Technischen Universität Berlin. Doch die Heimarbeit habe auch ihre Schattenseiten. Gerade weil der Zeitdruck fehlt, fingen viele an, zu trödeln oder Wichtiges auf später zu verschieben.

Wer im Homeoffice erfolgreich sein will, sollte deshalb zunächst einmal darauf achten, Wohn- und Arbeitsbereich strikt zu trennen, rät Christian Weilmeier, Motivationscoach in Berlin. Ideal sei ein eigenes Arbeitszimmer. Bei der Ausstattung lohnt es sich, in Büromöbel zu investieren - und als Schreibtischstuhl nicht einfach den Klappstuhl aus der Küche zu nehmen. Gute Bürostühle können individuell auf die Größe des Einzelnen angepasst werden.

Vom Laptop rät Weilmeier im Homeoffice ab. Menschen, die täglich in den heimischen vier Wänden arbeiten, sollten sich lieber einen PC mit stationärem Bildschirm und eigener Tastatur zulegen. Das vermeide zu nahes Sitzen vorm Bildschirm und schone die Augen.

Um Wichtiges nicht auf die lange Bank zu schieben, sollten Berufstätige im Homeoffice sich außerdem einen Zeitplan machen. „Am besten stellen Heimarbeiter sich den Ablauf des nächsten Tages am Vorabend zusammen“, rät Weilmeier. Wer nach dem Motto „Womit fang ich denn heute an?“ in den Tag startet, schaffe meist nicht viel, ergänzt Prof. Michael Kastner. Er arbeitet am Institut für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin in Herdecke. Gefährlich sei, Stück für Stück nachlässiger zu werden und etwa jeden Tag zehn Minuten länger zu schlafen. Heimarbeiter nehmen sich deshalb am besten einen festen Arbeitsbeginn vor - und halten sich konsequent daran.

Die Arbeitszeiten können Berufstätige im Homeoffice nach ihren produktiven Phasen ausrichten, sagt Manzey. „Viele sind morgens am leistungsstärksten und lassen zum Nachmittag stark nach.“ In dem Fall werden deshalb auch zu Hause am besten die üblichen Bürozeiten zwischen 9.00 und 17.00 Uhr eingehalten.

Doch was nützt ein gut strukturierter Tagesablauf, wenn gerade in der produktiven Phase die Ideen ausbleiben? Viele Heimarbeiter hätten Bedenken, zu Hause unkreativ zu sein, erzählt Weilmeier. Im heimischen Büro fehle der Austausch mit Kollegen, die Diskussion in großer Runde. „Alles halb so schlimm“, gibt er Entwarnung. Es müsse ja nicht immer die ganz große Idee sein. „Was einem bei disziplinierter Arbeit einfällt, reicht für ein gutes Ergebnis meist aus.“ Und mit ein bisschen Glück schieße einem der langersehnte Geistesblitz dann doch noch später beim Abwasch durch den Kopf.

Daneben sitzt noch eine andere Angst Heimarbeitern im Nacken: So glaubt mehr als ein Viertel der Befragten in der Bitkom-Studie, dass die Arbeit von zu Hause der beruflichen Karriere schaden könnte. Für Manzey nicht ganz unbegründet. „Wer nur zwei bis drei Tage in der Woche im Homeoffice arbeitet, ist in dieser Zeit von der Kommunikation im Büro ausgeschlossen.“ Von Entscheidungen und Absprachen erfahren die Kollegen zu Hause oft erst später. Wichtig sei deshalb, zu Hause den Kontakt zur Firma nicht zu verlieren.

„Dafür kann man sich nette Kollegen suchen. Ein täglicher Anruf oder E-Mail-Kontakt vermeidet, vom Informationsfluss ausgeschlossen zu werden.“ Auch Menschen, die ausschließlich zu Hause arbeiten, empfiehlt Manzey stetigen Kontakt mit Auftraggebern und den fest angestellten Mitarbeitern. Am besten nicht nur per E-Mail. „Lassen Sie sich öfter mal blicken.“ Wer ab und zu persönlich präsent ist, hinterlässt einen bleibenden Eindruck, und er motiviert sich ganz nebenbei auch immer wieder selbst.