Verband: IT-Branche ist seit Jahren Job-Motor

Hannover (dpa) - Die IT-Branche wächst - und sucht händeringend Fachkräfte. Auf jeden arbeitslosen Informatiker kommen im Schnitt 3,7 offene Stellen. Große Unternehmen suchen schon im Ausland. Damit gehe wichtiges Know-how in Deutschland verloren, warnt der VDI.

Neue Technologien wie Cloud Computing und intelligente Netze stärken den IT-Standort Deutschland. Die Branche wächst kräftiger als ihr Umfeld. Und in der Industrie steigt die Zahl der Beschäftigten seit Jahren an. Doch es fehlt weiter an Fachkräften. Laut einer aktuellen Umfrage zur CeBIT in Hannover (5. bis 9. März) sehen rund 22 Prozent der Befragten zu wenige Bewerber, teilte der Verband der deutschen Ingenieure VDI mit. 70 Prozent erwarten, dass der Bedarf auch 2014 weiter steigen wird.

Gesucht würden vor allem Fachkräfte in der Software-Entwicklung. Der Bereich IT-Sicherheit sei inzwischen auf den zweiten Rang aufgestiegen, sagte Dieter Westerkamp vom VDI. Auch in den Bereichen Projektmanagement, Beratung und Consulting wächst der Bedarf.

Viele IT-Unternehmen hätten 2012 zum dritten Mal in Folge ein Umsatzplus verzeichnet, teilte der Verband mit. Das schlage sich auch auf den Arbeitsmarkt nieder. „Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Informatiker befand sich mit über 191 000 im Jahr 2011 auf Rekordniveau - und ein Ende dieses kontinuierlichen Anstiegs ist nicht in Sicht“, sagte Ina Kayser, Arbeitsmarktexpertin beim VDI.

Dabei sei die Zahl der Studienanfänger im Fach Informatik durch einen doppelten Abiturjahrgang in einigen Bundesländern und den Wegfall der Wehrpflicht 2011 deutlich gestiegen. Das habe aber nicht, wie vereinzelt befürchtet, zu einer Überschwemmung im Arbeitsmarkt geführt, sagte Kayser. „Das Gegenteil ist der Fall: Die Absolventen wurden regelrecht vom Markt aufgesogen.“

Im Jahr 2012 habe es permanent mehr als 20 000 offene Stellen für Informatiker gegeben - trotz des Abschwungs der deutschen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte. Im Schnitt habe es 3,7 offene Stellen je arbeitslosen Informatiker gegeben. Die Unternehmen spüren die Folgen. Laut der VDI-Umfrage erwarten 70 Prozent der Befragten, dass der Bedarf an ausgebildeten Mitarbeitern bis 2014 weiter steigen wird.

„Unternehmen gehen je nach Größe sehr unterschiedlich mit der schlechten Bewerberlage um“, sagte Westerkamp. Kleine und mittlere Unternehmen setzten vermehrt auf Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Große Unternehmen versuchten dagegen laut Umfrage zu 53 Prozent, das Problem mit dem Auslagern (Outsourcing) von Dienstleistungen aufzufangen, zum Teil auch ins Ausland. „Sich Hilfe im Ausland zu suchen, ist bei den kleineren Unternehmen aber praktisch nicht da. Da wird das Know-how im Haus gehalten“, sagte Westerkamp.