Von Karrieremachern und Partylöwen: Eine Studenten-Typologie
Berlin (dpa/tmn) - Man erkennt sie an der Kleidung oder an ihren Vorlieben: die unterschiedlichsten Studenten-Typen treffen auf dem Campus zusammen. Hier eine kleine Auswahl von typischen Kommilitonen und wozu sie eher nicht zu gebrauchen sind:
Der Karrieremacher: Er hat den Chefsessel fest im Visier, und der Fünf-Jahres-Plan steht. Nach dem Abschluss in Turbostudienzeit will dieser Studententypus nur eins: hoch hinaus. Man erkennt ihn an seiner Pünktlichkeit. Um einen Platz im Hörsaal muss er nie bangen. Sein Look ist sein Markenzeichen: akkurates Hemd und eine glänzende Aktentasche, dazu Laptop und Tablet. Denn obwohl er keine Festanstellung hat, liebt er es, so zu tun als ob. Gute Noten sind sein Ziel, der Weg dahin sein Hobby. „Doch sein Wissen teilt dieser Studententyp lieber nicht“, sagt Anna-Maria Jäger von der Studienberatung der psychologischen Hochschule in Berlin. Deshalb sei er für Lerngruppen auch nicht zu gebrauchen.
Der Partylöwe: Klausuren kann man wiederholen, Partys aber nicht - nach diesem Motto studiert und lebt die Partykanone. Für diesen Charakter muss die Studentenzeit vor allem eins sein: feucht und fröhlich. Dunkle Augenringe zieren das Gesicht. Die Alkoholfahne ist sein ständiger Begleiter. Ungern verplempert das Feierbiest Zeit damit zu lernen. Vorlesungen werden nur besucht, um sich nach den nächsten WG-Partys zu erkundigen. „Deshalb sollte man sich diesen Typus auch nicht als Vorbild nehmen“, sagt Jäger. Für Gespräche über die vergangene Vorlesung ist er ungeeignet. Außerhalb vom Club oder der WG-Fete ist der Partylöwe eine echte Schlaftablette.
Der Nesthocker: Sein Zimmer kostet keine Miete. Essen gibt es umsonst, und die Wäsche ist immer frisch gewaschen. „Dem Nesthocker geht es gut zu Hause. Deshalb sieht er auch gar keinen Grund, um aus dem gemütlichen Elternhaus auszuziehen“, sagt Wilfried Schumann. Er ist Leiter des gemeinsamen Psychologischen Beratungs-Service von der Universität und dem Studentenwerk Oldenburg. Weil der Nesthocker das echte Studentenleben nur aus dem Fernsehen kennt, kann man sich schlecht mit ihm über durchweichte Dosenravioli und siffige Studentenbuden unterhalten.
Der Alternative: Sein Ziel sind keine guten Noten, sondern der Weltfrieden. Wie der Alternative das schaffen will? Drei magische Worte: Fairtrade, Bio und Demeter. Alles, was er besitzt, ist biologisch abbaubar und klimafreundlich. „Oft ist er auch politisch aktiv und ein echter Weltverbesserer“, sagt Bastian Roet, Pressesprecher beim Verband Deutscher Soziologen in Recklinghausen. Man kann zwar mit ihm super über globale Missstände reden, aber für nette Plaudereien über konventionelle Themen eignet er sich nicht.
Der Langzeitstudent: Er war bei der Bologna-Reform live dabei. Und auch die An- und Abschaffung der Studiengebühren hat er hautnah miterlebt. Der Bummler ist seit einer gefühlten Ewigkeit immatrikuliert. Mit dem Diplom gestartet, versucht er gerade den Bachelor - meistens in Philosophie oder Kunstgeschichte - abzuschließen. Er arbeitet schon an seiner Abschlussarbeit. Seit ungefähr zehn Semestern. Seine Devise lautet: In der Ruhe liegt die Kraft. Deshalb kann jeder Ersti auch von seiner Weisheit profitieren. „Doch wenn es um Prüfungsvorbereitung geht, ist er der falsche Ansprechpartner“, sagt Anna-Maria Jäger. Auch die Abschlussarbeit sollte man nicht von ihm Gegenlesen lassen. Es könnte sein, man bekommt sie nie wieder zurück.