„Weniger wird's nicht“: Frauen sollten Gehalt verhandeln
Köln (dpa/tmn) - Niemand spricht gerne über Geld - und junge Frauen oft schon gar nicht. Den Vorgesetzten nach mehr Gehalt zu fragen - dazu fehlt mancher schlicht der Mumm.
„Wie soll ich das angehen? Ist das unverschämt? Und bin ich das wert? Das sind so die Fragen“, sagt Barbara Lampl. Sie organisiert den „Lean-In-Circle“ in Köln. Einmal im Monat treffen sich dort berufstätige Frauen und diskutieren Probleme im Job. Die Treffen gibt es auch in anderen Städten wie Berlin und München, Stuttgart oder Saarbrücken. Sie sind eine Reaktion auf das Buch der Facebook-Chefin Sheryl Sandberg „Lean In - Frauen und der Wille zum Erfolg“. Darin ermutigt sie Frauen, ihre Karriere mit mehr Nachdruck zu verfolgen.
Geld ist bei den Treffen immer wieder ein Thema. „Es ist doch so mit den Gehaltsverhandlungen: Weniger wird's nicht“, erklärt Lampl. Im schlimmsten Fall schicke einen der Chef mit einem Haufen Lob und einem feuchten Händedruck wieder hinaus. Der erste Schritt sei, über den eigenen Schatten zu springen und es zu versuchen.
Und wie geht man so ein Thema dann an? Lampl rät zum Blick in die Stellenanzeige, auf die man sich beworben hat. Was für Aufgaben wurden von Bewerbern verlangt, und was machen Mitarbeiter inzwischen darüber hinaus? „Ergibt sich da eine Diskrepanz, ist es Zeit für mehr Gehalt.“ Mit diesem Plus an erbrachten Leistungen sollten sie dann gegenüber dem Chef argumentieren.
In der Verhandlung gilt es dann, standhaft zu bleiben. Manche hat das Problem, dass sie beim ersten Gegenwind geneigt ist, der guten Stimmung wegen zurückzurudern. Oder sie versteht die Situation des Chefs nur allzu gut. Hier müsse man sich zwingen, bei der eigenen Forderung zu bleiben und es dem Arbeitgeber zu überlassen, sie abzulehnen. Konkret bedeutet das: Charmant noch mal alle Leistungen aufzählen und sie damit transparent machen. Gibt der Chef nun kritisches Feedback - nicht persönlich nehmen.
Doch bis zur Gehaltsverhandlung kommen viele erst gar nicht. Statt zu pokern, fragen sie sich insgeheim, ob sie denn mehr Geld wert sind. Diese Frage findet Lampl „gruselig“ - sie tauche aber immer wieder bei den Besprechungen auf. Gruselig sei sie deshalb, weil das Plus beim Gehalt dann nicht mehr an die Leistung, sondern an den eigenen Selbstwert geknüpft wird. Den bestimme aber weder das Gehalt noch der Chef oder der Partner - sondern nur die Frau selbst.
Wer von solchen Zweifeln geplagt wird, dem rät sie zum Selbst- und Fremdbildabgleich. Lampl empfiehlt, gute Freunde zu fragen, was sie über einen denken und was sie an einem schätzen. Wer Kollegen hat, denen er vertraut, kann sich auch bei ihnen erkundigen. In den meisten Fällen sind die Antworten sehr positiv. Auch jene, die gerne an sich selbst herummäkeln, finden dann eventuell den Mut, mehr für sich einzufordern.
Literatur:
Sheryl Sandberg: „Lean In - Frauen und der Wille zum Erfolg“, Econ Verlag, 312 Seiten, 19,99 Euro, ISBN-13: 978-3-430-20155-1