Wie werde ich...? Anwaltsfachangestellte/r
Berlin (dpa/tmn) — Am Morgen jedes Arbeitstages kontrolliert Dana Heinze zuallererst den Kalender. Welche Fristen stehen an, was muss heute erledigt werden? Wenn nötig, erinnert sie ihren Chef an Termine.
Die 23-Jährige ist derzeit im dritten Jahr ihrer Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten.
Dana Heinze bearbeitet die Post, stempelt sie ab und notiert sich neue Fristen. Wäre man ungenau, man könnte sie eine Sekretärin nennen. Sie ist aber viel mehr als das. Im Berliner Anwaltsbüro Jurati unterstützt sie ihren Chef bei seinen täglichen Aufgaben. Dafür muss sie eine Expertin für Gesetze sein.
Drei verschiedene ReNo-Berufe, wie die Fachangestellten auch genannt werden, gibt es: Rechtsanwaltsfachangestellte, Notarfachangestellte und Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte. Sie arbeiten in Anwaltskanzleien und Notariaten. Die Arbeit der Fachangestellten ist eng mit dem der Anwälte und Notare verknüpft. Sie sind wichtig für den reibungslosen Ablauf des täglichen Geschäfts.
Ab August trifft eine neue Ausbildungsordnung in Kraft. Der Fokus liegt in Zukunft noch stärker auf dem europäischen und internationalen Recht, sagt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit. Doch nicht nur mit Gesetzestexten müssen die Auszubildenden sich wohlfühlen. Da die Fachangestellten oft die erste Anlaufstelle für die Mandanten sind, steht dabei immer der zwischenmenschliche Kontakt im Mittelpunkt.
Die Ausbildung ist anspruchsvoll. In der Berufsschule stehen neben Deutsch, Wirtschaft und Sozialkunde Sachenrecht, Familien- und Erbrecht sowie Gebührenrecht auf dem Stundenplan. Gute Schulnoten in Deutsch sind sehr wichtig, um Briefe und Texte aufsetzen zu können. „Die deutsche Sprache ist unser Handwerkszeug“, sagt Marlies Stern. Sie ist Mitglied des Bundesvorstands der Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsangestellten RENO.
In den Kanzleien oder Notariaten werden die Azubis im Rahmen des Alltagsgeschäfts an den späteren Beruf herangeführt. So lernen sie während der dreijährigen Ausbildung zum Beispiel, wie man Termine und Fristen überwacht und Rechnungen stellt. „Ohne Fachangestellte könnte ein Anwalt nicht als Anwalt arbeiten“, sagt Rechtsanwalt André Feske. Er ist bei der Rechtsanwaltskammer Berlin für die Ausbildung der Fachangestellten zuständig.
Wer Abwechslung mag, ist in dem Beruf gut aufgehoben. „Auf dem Weg zur Arbeit hat man oft noch keine Ahnung was am Tag passieren wird“, sagt Marlies Stern. Dafür muss man allerdings auch stressresistent sein. An einem vollen Arbeitstag seien zehn bis 15 Anrufer pro Stunde keine Seltenheit, fügt sie hinzu. Um da einen kühlen Kopf zu bewahren, ist Genauigkeit wichtig, damit es nicht chaotisch wird.
Die Chancen für fertig ausgebildete Fachangestellte auf dem Berufsmarkt sind sehr gut. Was man während der Ausbildung verdient, kann — je nach Bundesland und Arbeitgeber — stark schwanken. Laut Arbeitsagentur bekommen Rechtsanwaltsfachangestellte und Notarfachangestellte im ersten Lehrjahr zwischen 265 bis 807 Euro brutto im Monat und im dritten Lehrjahr 453 bis 911 Euro. Nach der Ausbildung beginnt das Einstiegsgehalt beim Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde - laut Deutschem Anwaltverein also mindestens 1473,30 Euro pro Monat.
Für Dana Heinze ist es der tägliche Umgang mit dem Gesetz, der sie an ihrem Beruf reizt. Nach der Ausbildung muss sie sich ständig weiterbilden. „Es ändert sich immer wieder was, gesetzlich. Da muss man auf dem Laufenden bleiben“, sagt sie.