Wie werde ich...? Astronaut
München (dpa/tmn) — Der Weg ins All ist lang. Wer Astronaut werden will, braucht ein naturwissenschaftliches Studium. Hinzu kommt Glück: Nur hin und wieder werden Fachkräfte gesucht. Das Vorbereitungsprogramm dauert mehrere Jahre - nicht jeder fliegt gleich danach ins All.
Dass ausgerechnet er aus fast 1800 Bewerbern ausgewählt wurde, ins All zu fliegen — damit hat Ulrich Walter nicht wirklich gerechnet. Der Physiker brach 1993 an Bord des Space Shuttles „Columbia“ in Richtung Erdumlaufbahn auf, um im All wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Nicht nur die Schwerelosigkeit zog ihn in den Bann. „Der Blick auf die Erde ist grandios“, erzählt Walter. Heute ist der 59-Jährige Professor für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München.
Ulrich Walter ist einer von zehn Deutschen, die bislang ins All geflogen sind. Weltweit sind es rund 530 Personen. „Astronauten müssen eine fundierte Ausbildung im naturwissenschaftlichen Bereich haben“, sagt Volker Kratzenberg-Annies. Er ist beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) für die Nachwuchsförderung zuständig. Gut sei zum Beispiel ein Studium der Physik oder Luft- und Raumfahrttechnik. Wer in einem solchen Studium überdurchschnittliche Leistungen erbringt, habe die erste Voraussetzung erfüllt.
Dann brauchen angehende Fachkräfte ein bisschen Glück. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) stellt nur alle paar Jahre Astronauten ein. Zuletzt war das 2008 der Fall. Der nächste Termin steht noch nicht fest. Gesucht werden exzellente Wissenschaftler, die nicht nur körperlich fit, sondern auch teamfähig sind. „Auf der Internationalen Raumstation lebt ein Astronaut ein halbes Jahr lang mit fünf anderen auf engstem Raum. Da kann keiner mal eben vor die Tür gehen“, erklärt Kratzenberg-Annies.
In dem mehrstufigen Bewerbungsverfahren haben sie außerdem immer im Blick, welche Aufgaben die angehenden Raumfahrer später im All erledigen müssen: „Das Ziel ist die Durchführung wissenschaftlicher Experimente, die aufgrund der Schwerkraft auf der Erde so nicht stattfinden können“, so Kratzenberg-Annies.
Wer zu den Auserwählten gehört, hat ein hartes Training vor sich. In der Regel liegen zwischen der Einstellung und dem Flug mindestens viereinhalb Jahre, erzählt Hans Bolender, der die Trainingsabteilung im Europäischen Astronautenzentrum in Köln leitet. Die Ausbildung sei in drei Phasen unterteilt. „In den ersten 18 Monaten werden die Grundlagen gelegt. Das beginnt mit Einführungen in mehrere Wissenschaftsdisziplinen, in denen später Experimente im All durchgeführt werden“, sagt er.
Die Unterwasser-Übungen gehören zum Fortgeschrittenentraining. Währenddessen werden die Astronauten auch psychologisch auf den Langzeitflug vorbereitet. „Irgendwann erfolgt dann das, worauf alle Astronauten warten: die Nominierung für einen Raumflug“, erklärt Bolender.
Ungefährlich ist der Beruf nicht. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre sind bereits Shuttles mitsamt ihren Insassen verglüht. Eine Raumfähre explodierte nach dem Abheben. Dass Astronauten fürstlich entlohnt würden, ist allerdings ein Trugschluss. „Die Bezahlung entspricht der normalen Bezahlung von wissenschaftlichen Mitarbeitern im öffentlichen Dienst“, erklärt Bolender. Raumfahrer werde man eben nicht wegen der Bezahlung, sondern wegen der Berufung.