Wie werde ich...? E-Commerce-Experte
Wedel (dpa/tmn) - Mode, Bücher, Lebensmittel: Fast jedes Produkt wird inzwischen online verkauft. Für den Internethandel suchen Firmen händeringend Spezialisten. Wer dort Fuß fassen will, braucht aber nicht nur Informatikkenntnisse.
Auch Kommunikationsstärke ist gefragt.
Janik Lipke bezeichnet sich als „Onliner“: Der 22-Jährige ist in den sozialen Medien unterwegs und in der Blog-Szene aktiv. „Die Suche nach einem Studiengang, der meine Interessen vereint, war schwierig“, erzählt er. Lipke wollte nicht nur über technische Aspekte Bescheid wissen, sondern auch wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen. Schließlich entschied er sich für den Studiengang „E-Commerce“ an der Fachhochschule (FH) Wedel bei Hamburg. Dort lernt er nun etwa, wie er Shopsysteme im Internet aufbaut oder Besucherströme auf der Seite analysiert.
Angehende Fachkräfte im E-Commerce wie Lipke sind gefragt. „Der Internethandel boomt“, erklärt Stephan Pfisterer, Arbeitsmarktexperte des IT-Branchenverbandes Bitkom. Zum Beispiel machte der Modehandel 2012 von seinem Umsatz 23 Prozent online, wie das Marktforschungsinstituts GfK herausgefunden hat. Die Berufsbilder im E-Commerce sind vielfältig: Gesucht werden sowohl Programmierer, die Datenbanken und Shopsysteme entwickeln, als auch Spezialisten für IT-Sicherheit, Shopmanager und Marketing-Experten. Arbeitgeber sind neben großen Unternehmen wie Amazon oder Zalando auch Start-ups.
Diesen Boom spürt auch Holger Schneider, der Leiter des E-Commerce-Studiengangs an der FH Wedel. „Immer wieder fragen Unternehmen konkret nach, wann die Studenten fertig werden und der Praxis zur Verfügung stehen“, erzählt er. Nicole Heinrich, die beim Onlinehändler Otto das Personalmarketing leitet, berichtet von derzeit mehr als drei Dutzend offenen Stellen im E-Commerce-Bereich. „Wir haben permanent Bedarf“, sagt sie.
Wer im Internethandel Karriere machen will, hat idealerweise studiert. Dazu können Schulabgänger wie Janik Lipke einen E-Commerce-Studiengang wählen. Ihn gibt es nicht nur an der FH Wedel, sondern auch etwa an der FH in Würzburg-Schweinfurt und an der FH in Jena.
Wichtig ist dabei laut Studiengangsleiter Schneider aber nicht nur das fachliche Wissen. „Viele Fachkräfte im E-Commerce sind an Schnittstellen zwischen Entwicklungsabteilung und anderen Fachabteilungen wie dem Marketing eingesetzt.“ Hier brauche es vor allem Kommunikationsstärke.
Nicht für alle Tätigkeiten im E-Commerce ist aber ein Studienabschluss nötig. Auch IT-Systemkaufleute, Informatikkaufleute oder Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung haben laut Pfisterer gute Chancen, in dem Bereich Fuß zu fassen.
Je nach Qualifikation und Position variieren die Gehälter in der Branche. „Ein Einsteiger im E-Commerce, der sich als Junior Consultant um ein Shopsystem kümmert, ist mit etwa 40 000 Euro im Jahr dabei“, erklärt Pfisterer. Wer als IT-Manager komplexe Systeme verantwortet, könne auch jenseits der 100 000 Euro verdienen.
Janik Lipke weiß, dass er auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen haben wird. Vorher geht es aber erst einmal zum Masterstudium ins Ausland. „Andere Länder sind bei Trends im E-Commerce schon weiter. Da möchte ich noch Erfahrungen sammeln.“