Wie werde ich...? Estrichleger
Berlin (dpa/tmn) - Estrich ist der Belag, der in Häusern zwischen dem Rohbau und dem Teppich oder Parkett steckt. Wer die Isolierschicht verlegt, hat einen echten Knochenjob, denn er muss bei jedem Wetter draußen arbeiten.
Berufs- und Gehaltsaussichten sind jedoch gut.
Kaum ist der Beton einer Baustelle richtig trocken, rücken Fachleute zur speziellen Bodenbehandlung an: Sie verlegen den für eine Nutzung der Räume notwendigen Estrich. Dieser Fußbelag aus unterschiedlichen Materialien dient dem Wärme-, Kälte- und Schallschutz. Estrichleger ist ein Job mit besten Aussichten, denn die Baubranche boomt, und Arbeitskräfte bleiben gefragt. Und die Verdienstmöglichkeiten sind generell gut. Informationen dazu, erhält man bei der Bundesagentur für Arbeit.
Die Ausbildung zum Estrichleger dauert drei Jahre und ist sowohl im Handwerk als auch in der Industrie möglich. „Die Arbeit ist körperlich schwer, da sie in der Regel im Akkord auf Baustellen stattfindet“, erklärt Hildegard Pütz von der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer Köln. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, muss auf jeden Fall körperlich fit sein.
Fußbodenbelag ist keine Einheitsmasse, die auf allen Baustellen gleichermaßen verwendet werden kann. Harry Dölken, Geselle in einem Fachbetrieb in Nordrhein-Westfalen, arbeitet mit den unterschiedlichsten Materialien wie Zement, Beton, Gussasphalt oder dem teuren Kunstharz. Er mischt sie meist selbst und verlegt bedarfsgerecht „als Fließestrich, Zementestrich, Heizestrich oder Trockenestrich“. Dies geschieht sowohl manuell als auch unter Einsatz von Maschinen, die natürlich gewartet werden müssen.
Als Dölken mit der Ausbildung begann, verwirrte ihn der Begriff „schwimmender Estrich“. „Ich lernte, dass dieser Belag auf einer Dämmschicht ruht und mit den Bauteilen nicht direkt verbunden ist.“ Für eine Fußbodenheizung brauche es etwa diese Art von Bodenbelag. „Manche Kunden wünschen sich auch den Estrich als direkt begehbar und verzichten auf Teppich oder Parkett.“ Fachleute wie er sind auch dazu ausgebildet, den Belag zu versiegeln und zu beschichten.
Ausbildungsplätze bieten die klassischen Estrichbetriebe, Fußbodenfirmen, Ausbaufachfirmen, Wohnungsbaufirmen und Industriebaufirmen. Die Betriebe erwarten von Azubis den Hauptschulabschluss. Nach zwei Jahren Lehrzeit muss eine Zwischenprüfung abgelegt werden, die Gesellenprüfung erfolgt mit Abschluss des dritten Jahres.
Die Ausbildungsvergütungen bewegen sich im ersten Lehrjahr von 548 bis 648 Euro, steigen auf 752 bis 996 Euro und erreichen im letzten Jahr zwischen 950 und 1250 Euro. Für Mitte 2012 ist eine Erhöhung vorgesehen. Ein Geselle kann bei einem Stundenlohn von knapp 17 Euro (West) und 15 Euro (Ost) mit einem durchschnittlichen Monatslohn von fast 3000 Euro beziehungsweise etwa 2600 Euro in den neuen Bundesländern rechnen, erklärt Bertram Abert vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe.
„Die Verbraucher verlangen immer anspruchsvollere Bodenbeläge“, sagt er. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Viele der Estricharbeiter kommen nach zwei Jahren Lehrzeit auf die Baustellen.
Toben Padur vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn erklärt, warum das so ist. „Die vorgeschaltete Stufe zum Estrichleger ist der zweijährige Ausbildungsberuf Ausbaufacharbeiter, bei dem Estricharbeiten einen Schwerpunkt bilden.“ Absolventen dieses Berufs übernehmen auf den Baustellen auch Zimmer- oder Stuckarbeiten, montieren Trockenbauelemente, verlegen Fliesen und Platten, dämmen und isolieren. Wer von ihnen aber doch den Gesellenbrief erwerben will, muss das dritte Jahr absolvieren.
Generell ist für eine Ausbildung kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben, doch die Firmen stellen Anforderungen. Nach Auskunft der Handwerkskammer Köln reicht ein Hauptschulabschluss aus. Gute Noten in Physik und Chemie sind hilfreich, denn die Facharbeiter müssen Estriche nach Bedarf mischen und nach dem Verlegen die Oberflächen entsprechend behandeln. Für die notwendigen Berechnungen sind mathematische Kenntnisse erforderlich.
Estrichleger Harry Dölken mag seinen Job sehr. Er sei interessant und vielseitig. Manchmal sei er allerdings auch ziemlich ungemütlich. „Besonders, wenn wir im Winter auf zugigen Baustellen arbeiten“, so Dölken.