Wie werde ich...? Fachinformatiker
Schöppingen (dpa/tmn) — Sie gehören zu den gefragtesten Kräften der IT-Branche: die Fachinformatiker. Doch wer einen Ausbildungsplatz ergattern will, braucht nicht nur Technik-Begeisterung. Er muss vor allem soziale Kompetenzen haben.
Stundenlang schweigend Codes in die Tastatur hacken und dabei jede Menge Kaffee trinken: So stellen sich viele die Arbeit eines Fachinformatikers vor. Doch die Realität sieht anders aus. „Beim Programmieren kann ich unglaublich kreativ sein. Gleichzeitig macht es Spaß, im Team gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten“, sagt Dennis Scharfenberg. Der 26-Jährige arbeitet für die Firma Shopware AG im Münsterland, die Softwarelösungen für Internetshops herstellt. Vor vier Jahren hat Scharfenberg dort seine Ausbildung zum Fachinformatiker abgeschlossen.
Die Fachkräfte sind gesucht. „Wir schätzen, dass es derzeit etwa 8000 offene Stellen für Tätigkeiten gibt, die von Fachinformatikern hervorragend ausgefüllt werden können“, sagt Stephan Pfisterer, Arbeitsmarktexperte des IT-Branchenverbandes Bitkom. Die Anzahl der Ausbildungsanfänger sei seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts sprunghaft angestiegen: Starteten 2005 knapp 7500 Jugendliche eine Ausbildung zum Fachinformatiker, waren es 2012 schon 10 330. „Aufgrund des breiten Einsatzspektrums ist es ein sehr attraktives Berufsfeld“, erklärt Pfisterer.
Fachinformatiker entwickeln, realisieren und verwalten komplexe IT-Systeme und passen sie an die Bedürfnisse von Unternehmen an. Dabei kann es beispielsweise um eine Software zur Reisebuchung gehen, um eine Anwendung zur Auswertung wissenschaftlicher Daten oder um ein Programm, das bei einem Fahrzeug das Zusammenspiel zwischen Motor und Lenkung steuert. Aber auch zum Konfigurieren von Routern, WLAN-Systemen oder Firewalls werden Fachinformatiker gebraucht.
Für den 1997 geschaffenen Ausbildungsberuf ist kein bestimmter Schulabschluss vorgesehen. Laut Stephan Pfisterer haben jedoch zwei Drittel der Azubis das Abitur, der Rest verfüge über einen überdurchschnittlichen Realschulabschluss. Auch die Noten einzelner Fächer würden bei den Auswahlprozessen in Betracht gezogen - vor allem Mathematik und Physik seien hier ausschlaggebend.
Wer einen Ausbildungsplatz ergattern will, braucht aber mehr als Interesse für IT. „Wir erwarten von unseren Auszubildenden auch Teamfähigkeit“, sagt Silvia Imaschewski, die beim Software-Hersteller SAS als Personal-Managerin arbeitet. Fachinformatiker hätten sehr viel mit Menschen zu tun — Kommunikation sei deshalb ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Das lernen die Azubis, wenn sie bei SAS alle IT-Abteilungen hintereinander durchlaufen: „Vom Rechenzentrum über die interne Anwendungsentwicklung bis zum Service-Desk — überall ist Interaktion mit Kollegen oder Kunden gefragt“, erläutert Imaschewski.
Die Ausbildung zum Fachinformatiker dauert drei Jahre. Während dieser Zeit sind die Azubis nicht nur im Unternehmen tätig, sondern besuchen regelmäßig die Berufsschule. „Dort werden sie unter anderem in den Fächern Systemtechnik, Softwareanwendungsentwicklung und BWL unterrichtet“, sagt Klaus Heeger, der an der Hubert-Sternberg-Berufsschule im baden-württembergischen Wiesloch die Abteilung Fachinformatik leitet. In den ersten beiden Lehrjahren hätten alle Azubis die gleichen Unterrichtsinhalte, ab dem dritten Lehrjahr finde eine Spezialisierung statt.
Schon vor Ausbildungsbeginn müssen die Jugendlichen ihre Fachrichtung wählen: Wollen sie Anwendungsentwickler werden und sich vor allem auf die Software-Programmierung konzentrieren - oder liegt ihnen mehr die Systemintegration, also die Vernetzung von Soft- und Hardware. „Wer sich für letzteres entscheidet, ist oft im Servicebereich tätig und hat viel mit Kunden zu tun“, sagt Heeger. Anwendungsentwickler säßen dagegen verstärkt vorm Bildschirm, könnten bei der Arbeit aber auch ihre Kreativität walten lassen.
Auf das Gehalt hat die Fachrichtung jedoch keine Auswirkung: Nach Angaben der Agentur für Arbeit bekommen Auszubildende im ersten Lehrjahr 721 bis 784 Euro, im zweiten 783 bis 843 und im dritten 859 bis 922. Das Einstiegsgehalt nach der Ausbildung liegt laut Pfisterer bei etwa 30 000 Euro jährlich.
Wichtig ist für Fachinformatiker vor allem die Weiterqualifizierung. Der technische Fortschritt in der Branche mache es notwendig, sich ständig weiterzubilden, sagt Pfisterer. Dazu dienten etwa die Zertifikate verschiedener Hersteller wie IBM, Microsoft oder Cisco, die man durch Weiterbildungen erwerben könne. Es sei aber auch möglich, innerhalb des Weiterbildungssystems der IHK zusätzliche Qualifikationen zu erwerben.
Dennis Scharfenberg informiert sich ebenfalls regelmäßig über die Entwicklungen in der IT-Branche. „Dazu gehört, sich auch privat Bücher oder Fachzeitschriften durchzulesen, um über neue Technologien und Programmiersprachen up to date zu sein“, sagt er. Für ihn hat sich die Ausbildung zum Fachinformatiker ausgezahlt. Er ist in seiner Firma gerade zum Teamleiter aufgestiegen.