Mangelware Masterplatz - Ausland kann Alternative sein
Berlin (dpa/tmn) — Absage! Mancher Bachelorabsolvent bekommt in seinem Wunschmaster keinen Platz. Was heute noch das Problem der beliebten Fächer ist, kann in Zukunft zum Massenproblem werden. 2016 sollen rund 36 000 Plätze fehlen.
Welche Alternativen bleiben Betroffenen?
Ein Bachelor gilt für viele immer noch als halbwertiger Abschluss. Die meisten wollen daher einen Master machen. Doch für etliche heißt es derzeit: Wir müssen leider draußen bleiben. Längst nicht jeder kann sich derzeit in seinem Wunschmaster einschreiben. „Schon jetzt sind die Plätze knapp“, sagt Gunvald Herdin, Hochschulforscher am Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Für beliebte Fächer wie Psychologie oder Betriebswirtschaftslehre gibt es an vielen Universitäten bereits mehr Bewerber als Plätze. Doch treffen neue Modellrechnungen des CHE zu, wird sich die Lage bis 2016 noch einmal dramatisch verschlimmern. In dem Jahr könnten bis zu 36 000 Masterbewerber leer ausgehen.
Denn die Zahl der Bewerber steigt dramatisch an. Die Forscher errechneten drei Szenarien: Will jeder zweite Bachelorabsolvent einen Master machen, gäbe es 2016 rund 175 000 Neueinschreibungen. Wären es rund zwei Drittel (69,4 Prozent), kämen auf die Hochschulen 220 000 Bewerber zu. Gehen 85 Prozent der Bachelorabsolventen in den Master, wären es sogar 265 000. Zum Vergleich: 2011 begannen erst 113 737 Hochschüler ein Masterstudium.
„Die Zahl der Studienanfänger im Master wird sich aller Voraussicht nach verdoppeln“, sagt Herdin. „Gleichzeitig gibt es bislang jedoch keinen Ausbau der Masterstudienplätze an den Hochschulen im gleichen Umfang.“ Bei einer Übergangsquote von 85 Prozent fehlen 2016 eben 36 000 Masterplätze. „Bislang kommt eine Übergangsquote von 85 Prozent der Realität am nächsten.“
Treffen die Prognosen ein, wird also längst nicht jeder Bachelorabsolvent in Zukunft einen Masterplatz bekommen. „Wer jetzt schon einen Bachelor hat, sollte deshalb nicht mehr allzu lange warten, um sich für einen Master einzuschreiben“, rät Herdin. Derzeit seien die Chancen besser, einen Platz zu bekommen, als in drei oder vier Jahren, wenn die Studienanfängerzahlen im Master dramatisch ansteigen.
Wenn das keine Alternative ist, bleiben Bewerbern aber ein paar Tricks. „Wer keine Top-Noten hat, kann sich etwa an weniger beliebten Hochschulstandorten umschauen“, rät Sebastian Horndasch, Ratgeberautor zum Thema Master-Suche. Mit Ausnahme von Dresden, Leipzig und Berlin sei der Osten bei Studenten immer noch unbeliebter als der Westen. In Städten wie Erfurt, Halle, Ilmenau, Cottbus oder Chemnitz haben deshalb auch schwächere Bewerber gute Chancen auf einen Platz in ihrem Wunschmaster.
Wer auch dort leer ausgeht, könne über ein Studium an einer privaten Hochschule nachdenken, empfiehlt Horndasch. Oft seien dort noch Plätze im gewünschten Studienfach zu haben. Doch nicht selten ist der Besuch einer privaten Hochschule richtig teuer - außerdem könne die Qualität der Lehre in einigen Fällen mit einer staatlichen Hochschule nicht mithalten.
Eine andere Alternative sei das Fernstudium. Auch hier stünden die Chancen oft besser, einen Platz im Wunschmaster zu bekommen als im Präsenzstudium. Doch für die meisten dürfte ein Fernstudium nicht infrage kommen: Das Studieren im stillen Kämmerlein sei für viele nichts, erläutert Horndasch. Außerdem wünschten sich viele ein klassisches Studentenleben mit Vorlesungen in der Hochschule und Kontakt zu anderen Studenten.
„Viele Möglichkeiten gibt es für Bachelorabsolventen in Deutschland also nicht, wenn es mit dem Wunschmaster nicht klappt“, fasst Julia Funke zusammen. Die Berufsberaterin aus Frankfurt am Main rät deshalb allen, den Umweg über das Ausland zu gehen. Die beliebtesten Länder sind bei Masterstudenten laut dem Statistischen Bundesamt Österreich, England und die Niederlande.
Wer sich dafür entscheidet, sollte sich aber mindestens ein Jahr vor dem gewünschten Beginn des Masterstudiums darum kümmern, rät Anke Sobieraj vom Deutschen Akademischen Austauschdienst. Denn anders als in Deutschland endet die Bewerbungsfrist für die Studiengänge häufig bereits im Januar oder Februar - statt wie bei uns meist am 15. Juli. Dazu komme, dass die Fristen für Stipendien - etwa beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) - häufig noch früher ablaufen.
Wichtig sei auch, vorab zu klären, ob der ausländische Master in Deutschland problemlos anerkannt wird, so Funke. In Fächern wie Pharmazie oder Psychologie könne es dabei Probleme geben.
Doch egal, ob Privat-, Fern- oder Auslandsuni: In jedem Fall sollten Bachelorabsolventen sich nicht auf einen Wunschmaster versteifen, sondern einen Plan B entwickeln. Die gute Lage am Arbeitsmarkt komme vielen jungen Leuten zugute, sagt Funke. Wer keinen Platz bekomme, könne deshalb auch erst einmal einen Job anfangen - und einen Master anschließen, wenn sich die Lage an den Hochschulen entspannt hat.