Wie werde ich..? Fernsehmoderator/in
Berlin (dpa/tmn) - „Hallo Berlin und schönen guten Abend!“ Mit diesen Worten begrüßt Sascha Hingst an diesem Tag um 19.30 Uhr seine Zuschauer. In Hunderttausenden Berliner und Brandenburger Wohnzimmern hat er nun das Wort.
Hingst moderiert im RBB die Abendschau, eine halbstündige, regionale Nachrichtensendung. „Ausgebrannt, ausgestattet, ausgepowert“ sind heute seine Themen. Es geht um einen ausgebrannten Regionalzug, mehr Geld für die Berliner Verkehrsbetriebe und die Fashion Week.
Sascha Hingst macht einen Job, von dem viele träumen. Im Fernsehen eine Sendung zu moderieren, finden viele glamourös. Moderatoren wie Judith Rakers, Kai Pflaume oder Günther Jauch verehrt so mancher. Doch eine Karriere vor der Kamera lässt sich nur schwer planen, es gibt nur wenige Jobs, und bis zur Rente auf Sendung zu sein, gelingt wenigen.
Zwei Stunden, bevor die Abendschau beginnt, steht Sascha Hingst, 44, ganz entspannt im Studio der Abendschau. Der Raum ist etwa zehn mal zehn Meter groß, von der sehr niedrigen Decke hängen drei Dutzend Scheinwerfer herab. Ein großer, weißer Tresen mit RBB-Logo ist von mehreren Kameras umringt. In der Regel spricht Hingst in die riesige, schwarze Kamera, die dem Tresen direkt gegenüber steht. „Das Schwierige ist, jeden Tag aufs Neue die Konzentration aufrechtzuerhalten“, erzählt er.
Hingst moderiert seit 2007 die Abendschau. Für seine Arbeit wurde er 2015 mit dem Bremer Fernsehpreis als bester Moderator ausgezeichnet. Um in dem Beruf Erfolg zu haben, sei das Wichtigste, authentisch zu sein. „Wenn man das blöd findet, was man moderiert, merkt der Zuschauer das“, sagt er.
Wer wie Hingst Moderator werden will, muss nicht den einen, vorgezeichneten Ausbildungsweg gehen. Sinnvoll ist eine journalistische Ausbildung, wie Ilona Mirtschin von der Bundesarbeitsagentur sagt. Das kann etwa ein Volontariat sein oder eine Ausbildung an einer Journalistenschule. Hingst hat aber zum Beispiel Jura studiert. Dann braucht es für den Job ein gutes Allgemeinwissen. Hinzu kommt die Fähigkeit, sich schnell in neue Themen einzuarbeiten und mit den unterschiedlichsten Menschen umgehen zu können. Wichtig ist außerdem, dass man beim Zuschauer einen Wiedererkennungseffekt hat.
„Ein guter Moderator ist kein Teflon-Moderator“, sagt Ernst-Marcus Thomas, Ratgeberautor zum Thema und Moderations-Coach etwa für die ARD-ZDF-Medienakademie. Ein Teflon-Moderator sei jemand, der beim Zuschauer nicht haften bleibt. Wer Moderator werden will, müsse eine Persönlichkeit mit eigenem Stil sein. Gute Beispiele seien etwa Joko und Claas oder Günther Jauch.
Thomas, 44, hat selbst lange Jahre im Fernsehen moderiert. Er war beim SWF Moderator von „Philipps Tierstunde“ und beim Hessischen Rundfunk Präsentator des Reisemagazins „Nix wie raus“. 2008 übernahm er dann den ZDF-Fernsehgarten. Doch irgendwann blieben neue Engagements aus. Heute sagt er selbstkritisch, dass er selbst vielleicht zu sehr ein Teflon-Moderator war. Als es als Fernsehmoderator nicht weiterging, musste er sich einen Plan B für seine Karriere ausdenken. „Wenn man nicht vorbereitet ist, kann man in ein tiefes Loch fallen“, sagt er. Inzwischen hat er eine Radioshow beim WDR - und arbeitet als Coach.
Er rät jedem, mit realistischen Vorstellungen an den Beruf heranzugehen. „Wollen Jugendliche das unbedingt machen und haben diesen inneren Drang, sollten sie das tun.“ Wer sich aber vorstellen kann, auch in anderen Berufen glücklich zu werden, sattele lieber um. Wer zum Beispiel ein hohes Sicherheitsbedürfnis habe, sei in dem Beruf grundsätzlich verkehrt. Denn viele Moderatoren arbeiteten als Selbstständige oder haben befristete Verträge. Außerdem gebe es die Gefahr, irgendwann einfach nicht mehr gefragt zu sein. Viele werden auch ausgetauscht, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben oder die Quote nicht mehr stimmt.
Auch Sascha Hingst glaubt, dass man als Moderator ein Ablaufdatum hat und man irgendwann vielleicht andere Sachen machen muss. Er hat vor seiner Arbeit als Moderator jahrelang hinter der Kamera gearbeitet. Geht es im Fernsehstudio nicht mehr weiter, könnte er in die Redaktion zurückkehren oder in die freie Wirtschaft gehen. Bislang denkt er aber nicht ans Aufhören. Warum auch? Die Brandenburger und Berliner wollen ihn schließlich gerne in ihrem Wohnzimmer sehen.